Und 80 Jahre danach?

Volksbund

In der Reihe „Und 80 Jahre danach?“ fragen wir Menschen, was sie heute mit dem 22. Juni 1941 verbinden.

Larissa Semelka engagiert sich seit langer Zeit ehrenamtlich in unserem Jugendarbeitskreis (JAK). Ihr Einsatz für den Volksbund hatte am Ende sogar Einfluss auf ihre Berufswahl. 


Welche persönliche Geschichte /welches Erlebnis verbindet Sie heute mit dem Krieg gegen die Sowjetunion?

Durch mein ehrenamtliches Engagement beim Jugendarbeitskreis (JAK) des Volksbundes in Nordrhein-Westfalen ist das Thema zum einen allgegenwärtig, zum anderen für mich persönlich sehr wichtig. Zeitzeugen leben heutzutage kaum noch. Es wird immer schwieriger über die Geschehnisse von vor 80 Jahren ein Bild zu bekommen. Bücher und Fotos können uns viel erklären, aber gesprochene Worte sind noch wertvoller. Der JAK NRW probiert durch ein Zeitzeugenprojekt diese Worte festzuhalten, sodass sie für Schulklassen und nachfolgenden Generationen lebendig bleiben. 

Darüber hinaus jährte sich am 22.06.2021 der Überfall auf die Sowjetunion zum 80. Mal. Es war uns als „Jakies“ wichtig, der Opfer zu gedenken und ein Zeichen des Friedens und der Versöhnung zu setzen. Darum führte der JAK NRW auf dem Gräberfeld für die sowjetischen Kriegstoten auf dem Essener Parkfriedhof einen Pflegeeinsatz durch. 

Unter dem Motto ,,Gemeinsam für den Frieden’’ arbeite ich auch in den Sommerferien in den Workcamps des Volksbundes mit jungen Heranwachsenden: Wir pflegen Kriegsgräber und kommen immer wieder auf die Geschehnisse vor 80 Jahren zu sprechen. Durch Pflegeeinsätze wird mir wieder zu Bewusstsein geführt, welche Grauen und Schrecken Krieg doch verbreitet. Mir ist deshalb wichtig, dass jede Generation dies begreift und weitergibt. 

Wer Interesse an der Jugendarbeit im JAK NRW hat oder einfach mal reinschnuppern möchte, kann sich jederzeit über die Instagram-Seite oder per Mail melden. 

Wo nahm Ihr Engagement den Anfang und was bedeutet es heute für Sie?
Mein Engagement nahm den Anfang als ich in der 8. Klasse bei einem  Schulprojekt mitgemacht habe. Das hieß „Geflohen – Vertrieben – Angekommen“. Dabei haben wir im Stadtarchiv ein altes Tagebuch gefunden. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge konnte den Kontakt zu der alten Dame herstellen, der dieses Tagebuch gehört hat. Durch diese Zeitzeugin habe ich einen tollen Einblick in die Geschichte bekommen. Der Volksbund hat unser Projekt sehr unterstützt und unser Wissen über die Geschichte meiner Kleinstadt erweitert. 

Durch dieses Ereignis und das neu erlangte Wissen wollte ich selbst auch dieses wichtige Thema vermitteln. Heute studiere ich Lehramt im Hauptfach Geschichte und lasse die Geschichte lebendig werden.
 
Welche Botschaft möchten Sie für die Zukunft weitergeben?
Für die Zukunft möchte ich, dass mehr Menschen aus der Geschichte lernen. Geschichte darf nicht in Vergessenheit geraten, sondern muss lebendig gehalten werden.