Projekte aus dem Landesverband Nordrhein-Westfalen
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Kriegsgräberstätte Heimbach - Abtei Mariawald

Der Friedhof liegt etwa 450 m hoch, oberhalb von Heimbach inmitten des Nationalparks Eifel bei der Abtei Mariawald, dem einzigen Trappistenkloster in Deutschland. Vom Friedhof aus geht der Blick über die tiefer liegende Abtei, über Berge und Wälder der nördlichen Eifel hinüber bis zur Rheinebene.

Ende der 30er Jahre wurde unweit der Abtei ein großes Lager des Reichsarbeitsdienstes (RAD) errichtet. Auf ca. 4 ha Wiesen und Weiden entstanden provisorische Unter-bringungsmöglichkeiten für Arbeitskräfte, die für den Bau der Rurtalsperre, der Ordensburg Vogelsang und für Verteidigungsbauwerke des Westwalls eingesetzt wurden.

Polnische und ukrainische Zwangsarbeiter waren außerdem in der Stadt Heimbach tätig.

Ende Oktober/ Anfang November 1944 wurde dieses Gebiet, so eine Zeitzeugin, auch „Einsatzstätte für den Frontdienst der Hitlerjugend (HJ)“. Mädchen und Jungen lösten für wenige Tage Bergleute aus Gelsenkirchen bei den Schanzarbeiten ab. Bei einem Tieffliegerangriff gab es Tote und Verwundete. Diese wurden bei der Verlegung der Einsatzgruppe mitgenommen.

Ab Juli 1941 erfolgten nacheinander die Aufhebung der Abtei und die Vertreibung der Mönche. Für den Weiterbetrieb des nunmehr als “Gemeindegut” geführten Klosters mit umfangreicher Landwirtschaft, Likörfabrik und Gastwirtschaft wurden etwa 20 Ordensmitglieder verpflichtet. Seelsorgerisch wurden sie von einem älteren Pater, der von der Vertreibung verschont wurde, betreut. Mit Kriegsbeginn mussten auch Patres und Brüder in der Wehrmacht Dienst leisten. Das Kloster wurde für einige Zeit als Waisenhaus genutzt. Zeitweise war im Kloster auch ein Gefechtsstand deutscher Truppen eingerichtet. 1943 musste für den Raum Heimbach erstmals Fliegeralarm gegeben werden.

Ab Herbst 1944 lag der Bereich Heimbach nahezu pausenlos im Feuer feindlicher Artillerie. Deutsche Pioniere sprengten daraufhin den Dachreiter der Klosterkirche, der Zielpunkt für den Beschuss gewesen sein soll. Es wurde sogar die Zerstörung der gesamten Klosteranlage in Erwägung gezogen. Verantwortungsbewusste Offiziere haben dies verhindert. Vieles ist dennoch zerstört worden. Am 2. März 1945 besetzten amerikanische Truppen Heimbach.

Von Herbst 1944 bis Frühjahr 1945 befand sich in Mariawald ein Hauptverbandsplatz, wie  in vielen Klöstern während des Krieges. Gefallene und ihren Verwundungen erlegene Soldaten wurden an einem Hang oberhalb des Klosters durch die Ordensgemeinschaft würdevoll bestattet. 

1949 wollte man zunächst alle Kriegstoten von Mariawald zur Kriegsgräberstätte Gemünd umbetten. Auf Bestreben der Stadt Heimbach  und des Abtes von Mariawald wurde der Friedhof auf dem klösterlichen Gelände belassen und ausgebaut.

1950 beauftragte der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Landesverband Nordrhein-Westfalen, den Architekten Dr. Joseph Orth aus Bensberg mit dem endgültigen Ausbau  der Kriegsgräberstätte. Kriegstote wurden  u.a. aus den Orten Berg, Eicks, Glehn, Hostel und Sauermühle überführt. Auch die Gefallenen auf dem Friedhof in “Schönblick,”am damaligen Missionshaus “St. Michael” in Heimbach, fanden in Mariawald ihre letzte Ruhe.  

414 Tote des Zweiten Weltkrieges ruhen heute auf der Kriegsgräberstätte. Unter den Toten sind auch russische und polnische Soldaten, die in Verbänden der Wehrmacht gekämpft hatten. Ein luxemburgischer Gefallener wurde bereits 1946 in die Heimat überführt. Viele der Soldaten waren erst 18 bis 20 Jahre alt.

Auch der 16-jährige Junge Semen Dechanow, das 17-jährige Mädchen Lotte Weckmann,  die beiden Frauen Hildegard Linka und Rosalia Straten sowie die 19-jährige Russin Nata Hurinewa haben zwischen den Soldaten ihr Grab. Viele dieser Männer, Frauen und Kinder starben im November und Dezember 1944 sowie im Februar 1945.

Ein 11 m hohes, auf einem Bruchsteinsockel errichtetes Kreuz aus Eiche und ein Gedenkplatz bilden den Mittelpunkt der Friedhofsanlage. Kreuze aus Grauwacke kennzeichnen die Gräber. In der an der Treppe angrenzenden Mauer ist eine Kassette mit dem Gräberverzeichnis eingelassen.

Die Kriegsgräberstätte Mariawald wurde am 20. September 1953 durch den Aachener Regierungspräsident Dr. Heinrich Brand eingeweiht und in die Obhut der Stadt Heimbach, vertreten durch Bürgermeister Breuer, gegeben. Die Einsegnung nahmen Domkapitular Dechant Walter Neujean, Schleiden, und Pfarrer Dr. Hermann Korth, Gemünd, vor.

Der Friedhof ist heute ein Ort der Ruhe und lädt Wanderer und Besucher der Abtei ein, zu verweilen.

Alljährlich findet am Volkstrauertag auf der Kriegsgräberstätte Mariawald eine von der Stadt Heimbach und dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge (VDK), Ortsverband Heimbach, veranstaltete Gedenkfeier statt. Zentrales Anliegen dieser Feierstunde ist immer wieder die Mahnung der Toten an die Lebenden, Frieden zu wahren und die Schrecken des Krieges und der Gewaltherrschaft nicht zu vergessen.