Meldungen aus dem Landesverband Nordrhein-Westfalen
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ABGESAGT: Die Trümmer sind unter uns. Nachkrieg im Film - Sechs Filmforen zum Kriegsende und zur deutschen Nachkriegsgesellschaft

Im Frühjahr 2020 jährt sich das Ende des Zweiten Weltkriegs zum 75. Mal. Aus diesem Anlass beleuchtet der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) in der Reihe "Drehbuch Geschichte 2020" in sechs Filmforen in Münster das Kriegsende und den Alltag der ersten Nachkriegsjahre.

 

Unter dem Titel "Die Trümmer sind unter uns - Nachkrieg im Film" präsentiert die Filmreihe vom 11. März bis zum 22. April an sechs Abenden Spiel- und Dokumentarfilme, die ihren Blick vor allem auf die deutsche Nachkriegsgesellschaft richten. Die Filme erzählen vom Nachkriegsalltag und stellen Frauen, Kinder und Kriegsheimkehrer in den Mittelpunkt. Das Spektrum der Spielfilme reicht von einem der ersten "Trümmerfilme" aus dem Jahr 1946 bis hin zu Christian Petzolds aufwühlendem Film Noir-Melodram "Phoenix" von 2014. Daneben zeigt die Reihe Dokumentarfilme, die speziell die Region Westfalen in den Blick nehmen. Sie thematisieren den Einmarsch der amerikanischen Truppen und die unmittelbaren Nachkriegsjahre in Münster und Dortmund. "In eindringlichen Bildern dokumentieren die Filmaufnahmen die Kriegszerstörung aber auch den Wiederaufbau. Im Spannungsbogen von fiktionalen und dokumentarischen Filmen sollen die realen und mentalen Trümmer der deutschen Nachkriegsgesellschaft in den Fokus gerückt werden", sagt Prof. Markus Köster, Leiter des LWL-Medienzentrums für Westfalen. "Das Jahr 1945 ist und bleibt ein zentraler Wendepunkt deutscher Geschichte", so der Historiker.

"Mit dem Einmarsch der Alliierten bricht das politische System der NS-Diktatur 1945 vollständig zusammen und mit ihm eine ganze Gesellschaft. Die muss inmitten von Ruinen neue Existenzen aufbauen und begegnet Kriegstraumata und Schuldfragen häufig mit Verdrängung", erläutert Dr. Christoph Spieker vom Geschichtsort Villa ten Hompel, der die Reihe gemeinsam mit Köster und Felix Dürich vom LWL-Medienzentrums konzipiert hat.

An allen Filmabenden geben Historiker eine kurze Einführung und ordnen die Filme in ihren historischen Kontext ein. Im Anschluss an die Vorführungen bleibt Zeit für Rückfragen, Diskussionen und Gespräche. Am 18. März wird der Filmemacher Markus Schröder in der Villa ten Hompel zu Gast sein. Alle anderen Filmforen finden im Programmkino Cinema an der Warendorfer Straße statt.

Zu den Veranstaltern gehören neben dem LWL-Medienzentrum für Westfalen und dem Geschichtsort Villa ten Hompel auch das LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte, der Verein "Die Linse e.V.", der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und der Verein "Gegen Vergessen - für Demokratie".

Karten und Infos unter: www.cinema-muenster.de Veranstaltungsorte (beide in Münster): Cinema, Warendorfer Str. 45 Karten: www.cinema-muenster.de; Tel. 0251/30300 Eintritt: 8,50 Euro / ermäßigt 7,00 Euro Villa ten Hompel, Kaiser-Wilhelm-Ring 28, Tel. 0251/4927101

Der folgende Trailer gibt einen kurzen Einblick in die Filme des "Drehbuchs Geschichte 2020":

https://youtu.be/FcVotaovWhs

Die Filme:

Phoenix (2014), Mittwoch, 11.03.2020, 18.30 Uhr, Cinema

Den Anfang macht Christian Petzolds Spielfilm "Phoenix" aus dem Jahr 2014. Das aufwühlende Film Noir-Melodram erzählt die Geschichte der Jüdin und KZ-Überlebenden Nelly, die sich ihre Identität im Deutschland der ersten Nachkriegsjahre langsam wieder zurückerobern muss.

Dokumentarische "Trümmerfilme" aus Westfalen:

Alltag nach dem Krieg (1948/81); Das neue alte Münster (2017) Mittwoch, 18.03., 19 Uhr, Villa ten Hompel (Eintritt frei)

Neben Spielfilmen zeigt die Filmreihe dokumentarische Trümmerfilme aus Westfalen. In einem Kurzfilm dokumentiert die Amateurfilmerin Elisabeth Wilms den Alltag im bombenzerstörten Dortmund des Jahres 1948. In einem zweiten Dokumentarfilm beleuchtet der Filmemacher Markus Schröder die Nachkriegszeit in Münster. Markus Schröder ist bei der Vorführung anwesend und steht im Anschluss für Fragen und Gespräche zur Verfügung.

Die Ehe der Maria Braun (1979), Montag, 23.03., 18.30 Uhr, Cinema

Ein besonderer Fokus liegt in diesem Jahr auf der Nachkriegsgesellschaft und insbesondere auf den Geschichten einzelner Frauen. Rainer Werner Fassbinders Spielfilm "Die Ehe der Maria Braun" ist eine intensive Milieustudie - erzählt aus der Sicht einer um ihr "gutes" Leben kämpfenden Frau. Ein wirtschaftlicher Aufstieg gelingt ihr nur um den Preis der Verdrängung.

Als die Amerikaner kamen - US-Filmaufnahmen vom Kriegsende 1945 in Westfalen (2015), Mittwoch, 01.04., 18.30 Uhr, Cinema (Eintritt frei)

Der Dokumentarfilm "Als die Amerikaner kamen" erzählt die Besetzung der Region im Frühjahr 1945 aus der Perspektive amerikanischer Soldaten. Die Truppen wurden von kleinen Kamerateams begleitet, die spektakuläre Bilder von Sieg und Niederlage, Kriegsende und Neuanfang auf Film festgehalten haben.

Irgendwo in Berlin (1946), Montag, 06.04., Cinema

Gerhard Lamprechts DEFA-Spielfilm "Irgendwo in Berlin" von 1946 wirft einen ungeschönten Blick auf die Kindheit in den ausgebombten Ruinenstädten Berlins, erzählt von Kriegsheimkehrern und fehlenden Vaterfiguren. Als einer der ersten Trümmerfilme zeigt er zudem die realen Schauplätze des kriegszerstörten Berlins.

Lore (2012), Mittwoch, 22.04., Cinema

Der Spielfilm "Lore" stellt eine fiktive Protagonistin der Nachkriegsgesellschaft in den Mittelpunkt. Die 15-jährige Hannelore, Tochter hochrangiger Nazis, flüchtet 1945 mit ihren jüngeren Geschwistern nach Norddeutschland und erlebt eine Reise, die sie verändert. Die Mischung aus Coming-of-Age und Roadmovie erzählt von einer jungen Frau, deren nationalsozialistisches Weltbild zusammenbricht.

Foto und Text: LWL

 

www.lwl.org/pressemitteilungen/nr_mitteilung.php