Meldungen aus dem Landesverband Nordrhein-Westfalen
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Das Elsass: Region des Gedenkens und der europäischen Integration

Bericht zum Studienseminar in Frankreich

Das Foto zeigt die Reisegruppe auf der Kriegsgräberstätte Niederbronn-les-Bains. Inmitten der Gruppe ist die Leiterin der Jugendbegegnungsstätte (Joëlle Winter) zu erkennen, die über die Anlage führt

Führung über Kriegsgräberstätte in Niederbronn-les-Bains Anna Fimpeler-Becker

Tecklenburg. Nach dem großen Erfolg im letzten Jahr hat im Frühjahr 2025 vorerst die dritte und letzte Studienreise ins Elsass gemeinsam mit dem DEPB (Deutschland- und Europapolitischen Bildungswerk NRW) stattgefunden. Lesen Sie dazu den folgenden stichwortartigen Bericht der Volksbund-Reisebegleitung, Anna Fimpeler-Becker.

8. April 2025

Anreise und Check-In im Hotel “A l’Etoile“ in Mittelhausen.

Begrüßung und Einführung ins Seminar durch Ruth Nolden (DEPB) und Anna Fimpeler-Becker vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.

Kurze Vorstellungsrunde der Teilnehmenden und Gemeinsames Abendessen.

9. April 2025

Fahrt nach Niederbronn les Bains zur Jugendbegegnungsstätte (JBS) des Volksbundes, dessen früherer Leiter Bernard Klein mit der Gruppe zum Schlachtfeld nach Froeschwiller und Woerth fährt. An beiden Orten erfahren die Teilnehmenden viel über den Ersten Koalitionskrieg und den Deutsch-Französischen Krieg, vor allem auch, was die beiden Auseinandersetzungen für die Meschen bedeuteten. Das gute Wetter ermöglicht es der Gruppe, zu Fuß über das Schlachtfeld zu gehen.

Nach einem Mittagsimbiss in Niederbronn-les-Bains referiert Joëlle Winter, die Leiterin der JBS über das Bildungsangebot in der internationalen Begegnungsstätte Albert Schweitzer. Sie berichtet anhand einiger persönlicher Schicksale von Menschen aus dem Elsass über die Zeit der Auseinandersetzungen zwischen Deutschland und Frankreich in der Region. Im Anschluss entwickelt sich eine lebhafte Diskussion zu den verschiedenen Aspekten ihres Berichts, was u.a. zur Folge hat, dass nach der Führung über die Kriegsgräberstätte nur wenig Zeit bleibt, um sich auch noch die Ausstellung am Eingang des Friedhofs länger anzusehen.

10. April 2025

Am dritten Tag der Studienreise fährt die Gruppe mit Sophie Hof, einer fachkundigen Referentin, zum Mont St. Odile. Auf der Fahrt dorthin, erfahren die Teilnehmenden viel über die Geschichte des Elsass, über alles, was rechts und links der Fahrtstrecke zu sehen ist, über aktuelle Probleme der Region sowie den Weinanbau. Am Mont St. Odile angekommen, erläutert Sophie Hof die Geschichte des Klosterberges, verbunden mit der Legende über die heilige Odilie, Schutzpatronin des Elsass und der Augenärzte. In einer Pause besteht die Gelegenheit im Innenhof der Anlage einen Imbiss einzunehmen. 

Im Anschluss fährt die Gruppe zur KZ-Gedenkstätte Natzweiler-Struthof, wo die Referentin die Bedeutung und Funktion des Lagers beschreibt. Die Teilnehmenden sind berührt von dem Kontrast zwischen der zuvor erlebten, heiteren Atmosphäre auf dem Odilienberg und der grausamen Geschichte des Lagers: ein Appellplatz mit Galgen und Strick; eine Anlage in Terrassenform angelegt, mit dem Ziel, die Inhaftierten durch die Arbeit im Steinbruch noch mehr zu schwächen als sie es sowieso schon waren, die Mangelernährung, die unhaltbaren hygienischen Bedingungen und die Schikanen, denen sich die Häftlinge ständig ausgesetzt sahen.

Als weiterer Kontrast zur Lagergeschichte besichtigt die Gruppe auf der Rückfahrt zum Hotel in Mittelbergheim das Weingut Gilg. Den Teilnehmenden wird der Weinkeller und verschiedene Rebsorten gezeigt sowie die Produktionsverfahren zur Herstellung der Weine und des Sekts. Es folgt eine Verkostung einzelner Produkte der Kellerei. Zum Abschluss des Tages verwöhnt der Koch des Hotels die Gruppe - wie immer - mit einem köstlichen 4-Gänge Menü. In den Gesprächen aller an diesem Abend wird deutlich, wie bewegend, aufwühlend und eindrücklich der Besuch in Struthof war. Nach Aussage der Teilnehmenden tat es gut zu sehen, dass viele junge Menschen die KZ-Gedenkstätte zur selben Zeit besuchten.

11. April 2025

Am vorletzten Tag führt die Studienreise nach Straßburg. Dort geht es zunächst zum Europarat. Nach der Sicherheitskontrolle wird die Gruppe von einer Referentin des Besucherdienstes begrüßt. Nach einem Info-Film über die Arbeit und Zielsetzung des Europarates, verpasst die Gruppe leider das Plenum. Trotzdem bzw. gerade deswegen sind die anschließende Führung und die Fragerunde mit der Referentin im Plenum des Europarates sehr intensiv. Die Referentin ist nach all den Fragen beeindruckt vom großen Interesse der Teilnehmenden.

Da der eingeplante Guide für den Nachmittag in Straßburg aufgrund eines Unfalls kurzfristig ausfällt, verläuft der Nachmittag ebenfalls anders als gedacht. Aber auch hier macht die Gruppe aus der Not eine Tugend und „erobert“ das Straßburger Münster sowie die Innenstadt einfach auf eigene Faust.

Während eines wunderbaren französischen Abschiedsmenüs im Hotel finden noch viele Gespräche am Abend statt. Alle Teilnehmenden gehen mit vielen neuen Eindrücken zu Bett.

12. April 2025

Nach dem Frühstück am letzten Tag erfolgt die Seminarauswertung. Die Gruppe bedankt sich ausdrücklich bei Frau Nolden vom DEPD für die gute Organisation der Studienreise, für das ausgewogene Programm und die Auswahl der hervorragenden Referenten, die kenntnisreich, mit Leidenschaft und Empathie die Vergangenheit sowie Gegenwart der gemeinsamen deutsch-französischen Geschichte im Elsass vermittelt haben. Ein besonderer Dank der Teilnehmenden gilt zudem Busfahrer Mehmet, der nach Einschätzung der Gruppe überall umsichtig und sicher fuhr - egal wie eng die französischen Straßen im Elsass gewesen sind.

Fotos und Text: Anna Fimpeler-Becker