Meldungen aus dem Landesverband Nordrhein-Westfalen
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Eine Reise in die Erinnerung

Studienfahrt des Projektkurses Geschichte der Gesamtschule Berger Feld nach Riga

Patrick Hoffmann-Schmitt

Riga (Lettland)/ Gelsenkirchen. Vom 26. bis 31. Januar 2025 unternahm der Projektkurs Geschichte der Gesamtschule Berger Feld eine eindrucksvolle Studienfahrt nach Riga, die mit zahlreichen historischen Besuchen und Gedenkveranstaltungen die intensive Auseinandersetzung mit der Geschichte der NS-Zeit und ihrer Spuren in Lettland förderte. Im Zentrum der Reise standen Orte des Leidens und der Erinnerung, die den Schülerinnen und Schülern eindrückliche Einblicke in die Deportation der jüdischen Bevölkerung und die Geschichte Lettlands während des Zweiten Weltkriegs gaben.

Am 27. Januar, dem 80. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz, nahmen die Teilnehmer der Studienfahrt an einer feierlichen Gedenkveranstaltung am Bikernieki-Memorial teil. Dabei legten sie gemeinsam mit der deutschen und israelischen Botschafterin einen Kranz nieder und erinnerten an das Leid der Opfer. Besonders bewegt war der Austausch mit Ilja Lenski, dem Direktor des Museums „Juden in Lettland“, und die Aussicht auf zukünftige Kooperationen.

Neben den Gedenkorten in Riga selbst führte die Reise die Gruppe auch an andere historische Stätten. So besuchten die Schülerinnen und Schüler das ehemalige Arbeitslager Salaspils, wo sie Zeitzeugenberichte studierten und sich mit der sowjetischen Erinnerungskultur auseinandersetzten. Der Besuch in Rumbula, einem Ort, an dem im Jahr 1941 mehr als 25.000 Juden ermordet wurden, konfrontierte die Gruppe mit der grausamen Realität der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik. Der Tag fand seinen Abschluss am Lager Jungfernhof, wo die Schüler gemeinsam mit dem Institut für Stadtgeschichte Gelsenkirchen an einem zukünftigen Projekt arbeiten werden.

Neben diesen intensiven Erinnerungsorten standen auch kulturelle und bildende Aspekte auf dem Programm: Das Janis Lipke Memorial bot den Schülerinnen und Schülern vertiefte Einblicke in die Geschichte und das Leben von Janis Lipke und seiner Ehefrau Johanna, die vielen jüdischen Menschen das Leben retteten. Ebenso beeindruckte der Besuch des KGB Corner House, das die brutalen Unterdrückungsmaßnahmen der sowjetischen Besatzung Lettlands dokumentiert und einen erschütternden Blick auf die Verfolgung von Widerstandskämpfern wirft.

Ein weiterer wichtiger Programmpunkt war der Besuch des Ghettomuseums und des Okkupationsmuseums in Riga. Beide Ausstellungen beleuchteten die Geschichte Lettlands während der sowjetischen und nationalsozialistischen Besatzung und zeigten, wie tief diese Jahre die Identität und das Leben der lettischen Bevölkerung prägten. Besonders eindrucksvoll waren die persönlichen Berichte von Überlebenden, die im Okkupationsmuseum bewahrt werden.

„Es war ein spannender Austausch“, so die Botschafterin Gudrun Masloch, die sich bei den Schülerinnen und Schülern für ihr beeindruckendes und wichtiges Engagement bedankte. „Ihr Engagement und eure Bereitschaft, sich mit solch schwierigen Themen auseinanderzusetzen, ist ein bedeutender Beitrag zur Erinnerungskultur.“

Die Studienfahrt war nicht nur eine intensive historische Auseinandersetzung, sondern auch ein Moment des Austauschs und der Hoffnung. Durch die enge Zusammenarbeit mit dem Institut für Stadtgeschichte Gelsenkirchen und dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. sowie die langjährige Partnerschaft mit ehemaligen Wegbegleitern, wie Frau Svetlana, die bereits 2017 die Gruppe durch die Altstadt von Riga führte, wurde die Reise zu einer Erinnerung an das Wichtigste: das Engagement für eine friedliche Zukunft und das Bewahren der Geschichte.

Die Fahrt wurde vom Leiter des Projektkurses, Herrn Hoffmann-Schmitt organisiert und gemeinsam mit Frau Schneppendahl durchgeführt. 

Text und Bilder: Patrick Hoffmann-Schmitt