Meldungen aus dem Landesverband Nordrhein-Westfalen
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Gedenken an Deportationen nach Riga vor 80 Jahren

Vorträge von Winfried Nachtwei vor dem Hintergrund des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine

Winfried Nachtwei in Riga Uwe Zucchi

Münster. 80 Jahre danach hielt der ehemalige Münsteraner Bundestagsabgeordnete Winfried Nachtwei (siehe Foto) mehrere Vorträge zu den Deportationen jüdischer Menschen in das so genannte „Reichsjudenghetto“ Riga. Seinen inzwischen 230. Vortrag seit 1989 unter dem Titel „Nachbarn von nebenan - Verschollen in Riga“ hielt er am letzten Donnerstag auf Einladung der Volkshochschule und des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge in Minden. Am 13. Dezember 1941 waren mit dem „Bielefelder Transport“ 420 Jüdinnen und Juden aus Ostwestfalen, 390 aus dem Münsterland und 200 aus dem Raum Osnabrück nach Riga deportiert worden (siehe Foto des Stadtarchivs Bielefeld).

Mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine bekam das Thema besondere Aktualität: Denn in dem Vortrag kamen auch die traumatischen Erfahrungen osteuropäischer Völker mit wechselnden Okkupationen durch die Sowjetunion, Nazi-Deutschland und erneut die Sowjetunion zur Sprache. Diese prägen laut Winfried Nachtwei bis heute das sicherheitspolitische Interesse ihrer Länder, nie mehr wehrlos und nie mehr allein zu sein. „Indem Präsident Putin die demokratisch gewählte Regierung der Ukraine als neonazistischen Feind verunglimpfe, missbraucht er die Erinnerung an den Nazi-Terror für seine Kriegspropaganda“, so Nachtwei. Damit zerbrach nach Auffassung des ehemaligen Bundestagsabgeordneten der internationale Erinnerungskonsens zu Weltkrieg und Völkermord, der für die europäische und globale Friedensordnung grundlegend war. Ergänzend zur Stellungnahme des Beirats „Zivile Krisenprävention und Friedensförderung“ der Bundesregierung zum Krieg in der Ukraine (siehe Link) betont Nachtwei die Bedeutung der Arbeit des Volksbundes, „Versöhnung über den Gräbern“ zu leisten, auch wenn diese in der Russischen Föderation und der Ukraine zurzeit ausgesetzt ist. In Zukunft wird es wieder darauf ankommen, solche „Fähigkeiten zum grenz- und lagerüberschreitenden Brückenbau zu fördern“.

Die Verbindung zwischen der Erinnerungsarbeit in Riga und dem aktuellen Krieg in der Ukraine skizziert Nachtwei auch in einem aktuellen Beitrag auf seiner Homepage (siehe Link unten).

https://domainhafen.org/2022/05/16/erinnerungen-an-die-riga-deportationen-vor-80-jahren-hochaktuell-angesichts-des-angriffskrieges-gegen-die-ukraine/

Veranstaltungshinweis: Am Dienstag 24. Mai 2022 wird Winfried Nachtwei nochmals Teile seines Vortrags „Nachbarn von nebenan - Verschollen in Riga“ ab 17 Uhr im Kreishaus in Herford präsentieren. Dort wird dann auch die Wanderausstellung des vom Volksbund initiierten Riga-Komitees (www.riga-komitee.de)  mit dem Titel „Riga. Deportationen - Tatorte - Erinnerungskultur“ gezeigt.

Stellungnahme des Beirates der Bundesregierung zum Krieg in der Ukraine

Fotos: Uwe Zucchi und Stadtarchiv Bielefeld

Text: Winfried Nachtwei und Jens Effkemann