Meldungen aus dem Landesverband Nordrhein-Westfalen
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"Ge(h)denken" auf dem Parkfriedhof

Führung zu Kriegsgräbern am 100. Jahrestag der Eröffnung

24 Gäste aus Essen und Umgebung nahmen das Angebot wahr; manche waren eigens aus dem Hürtgenwald angereist. Volksbund NRW

Essen. Am 14.9.2024 bot der Volksbund, Landesverband NRW, auf dem Parkfriedhof in Essen eine Führung über die Kriegsgräberstätten des Zweiten Weltkriegs an. Die Führung war sowohl Teil des Veranstaltungsprogramms „Ge(h)-Denken – Monat des Kriegsgrabs“ als auch des Veranstaltungsprogramms anlässlich 100. Jahrestages des Parkfriedhof Essen. 24 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren der Einladung gefolgt und nahmen an der 2-stündigen Führung teil. 

 

Soldaten und Tote des Bombenkrieges

Die Bildungsreferentin des Volksbundes NRW, Kinga Kazmierczak, führte den Rundgang durch. Die erste Station der Gruppe war das Gräberfeld für die mehr als 1500 deutschen Kriegstoten. Hier ruhen mehrheitlich Bombentote, aber auch über 80 Soldaten. Die Gruppe erfuhr etwas über Einzelschicksale von hier bestatteten Toten, aber auch von „Heldengedenkfeiern“, mit denen die Nationalsozialisten versuchten, die Bombentoten für ihre Kriegspropaganda zu missbrauchen. 

Ausländische Kriegstote

Danach besuchte die Gruppe zwei Gräberfelder für ausländische Kriegstote, auf denen schätzungsweise an die 400 Zwangsarbeitskräfte, Kriegsgefangene und Verschleppte aus verschiedenen Ländern Europas liegen. Hier ging es vor allem um das Thema Zwangsarbeit als das nationalsozialistische Verbrechen, von dem wirklich jeder gewusst hat. Die Lebensgeschichten von ausländischen Zwangsarbeitskräften, die während des Zweiten Weltkriegs hier zu Tode gekommen sind, lassen sich nur schwer rekonstruieren. 

Opfer der Konzentrationslager

Zum Schluss begab sich die Gruppe zur Kriegsgräberstätte für die Toten aus den Konzentrationslagern. Auf dieser Anlage sind 52 Essener Bürger bestattet, die in Konzentrationslagern ums Leben gekommen sind. Hier liegen Menschen, die aufgrund ihrer politischen Einstellung oder ihrer Lebensweise von den Nationalsozialisten verfolgt wurden. Darunter befinden sich politisch Verfolgte, wie Mitglieder der Kommunistischen Partei Deutschlands, Homosexuelle, Zeugen Jehovas, Sinti und Roma, Wehrmachtsdeserteure und Menschen, die als sog. „Berufsverbrecher“ oder „Asoziale“ verfolgt wurden. Als NS-Verfolgte haben sie alle Anspruch auf ein Kriegsgrab. Die Urnen der Toten wurden in den 1950er Jahren aus den Familiengrabstätten auf diese neu geschaffene Gedenkanlage überführt. Seit 2016 erforschen Schülerinnen und Schüler im Rahmen des Projekts „Wenn nur noch Steine bleiben“ die Biografien der der Toten. 

Die Teilnehmenden zeigten sich sehr angetan von der informativen Führung. O-Ton einer Teilnehmerin: „Vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Entwicklungen finde ich es sehr wichtig, an diese Menschen und ihre Todesursachen zu erinnern.“ 

Text und Fotos: Volksbund NRW