Meldungen aus dem Landesverband Nordrhein-Westfalen
Meldungen aus dem Landesverband Nordrhein-Westfalen

Viel Geschichte auf einem kleinen Fleckchen Erde

Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Schloss Neuhaus besuchen Weimar und die Gedenkstätte Buchenwald

Gymnasium Schloß Neuhaus

Paderborn/ Weimar. Mitte Januar 2023 reisten Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Schloß Neuhaus, Paderborn, nach Weimar. Dort besuchten sie unter anderem die Gedenkstätte Buchenwald. Finanziell unterstützt wurde die Reise durch eine zweckgebundene Spende, die der Kreisverband Paderborn des Volksbundes eingeworben hat. Den Reisebericht der Schule lesen Sie hier: 

"In aller Frühe machten sich die beiden Deutschleistungskurse und der Geschichtsleistungskurs des Gymnasium Schloß Neuhaus am 13.01.2023 auf den Weg Richtung Thüringen. Angekommen an der Gedenkstätte Buchenwald schauten wir uns nach einer einführenden Dokumentation zuerst die großen ehemaligen Wachpersonalunterkünfte an, bevor wir den „Caracho-Weg“ auf das Tor mit der bekannt zynischen Inschrift „Jedem das Seine“ entlangschritten. Hier erfuhren wir von den ersten willkürlichen Gräueltaten, die die SS-Männer den gerade mit dem Zug Angekommenen antaten. Eine beklemmende Stimmung herrschte in dem Einzelzellenblock im Torgebäude, in dem durch Gucklöcher die Schicksale und grausamen Todesgründe der ehemaligen Insassen erfahrbar waren.

Anschließend standen wir auf dem Appellplatz, über den unangenehm eisig der Wind pfiff, sodass uns trotz moderner Winterkleidung fröstelte – nicht auszudenken, wie es hier über Stunden stehend in dünner Häftlingskleidung gewesen sein musste. Makaber auch der Zoo, direkt jenseits des Zauns, für den Zeitvertreib der SS-Leute samt ihrer Frauen und Kinder!

Die nächste Station ist ein „Ort der Stille“ – das Krematorium. Die wichtigsten Informationen zum Verständnis des Gezeigten erhielten wir vorab: Die pathologische Abteilung zur Ausbeutung der Leichen (z.B. Herausbrechen der Goldzähne), Urnen (mit willkürlicher Asche gefüllt mussten die Angehörigen der Opfer noch dafür bezahlen), die Brennöfen mit ihrer unvorstellbaren Geschichte, der Aufzug in den Keller, in dem sich die Leichen stapelten… Mit diesen Bildern im Kopf nun tatsächlich am Ort des Grauens zu stehen hat die Jugendlichen sichtlich bewegt.

Weiter ging es zu der rekonstruierten „Genickschussanlage“, in der an einer vermeintlichen Messlatte ein Loch in Nackenhöhe positioniert war, sodass man den Davorstehenden überraschend von hinten erschießen konnte, ohne ihm dabei in die Augen sehen zu müssen. Draußen ist zudem ein rekonstruierter Galgen zu sehen, an dem mehrere Opfer nebeneinander erhängt werden konnten und es hat sogar einen mobilen Galgen zur flexiblen Nutzung gegeben – so ein Pragmatismus in diesem Zusammenhang machte uns fassungslos. Von den damaligen Holzbaracken sind nur noch die Umrisse rekonstruiert und wir waren entsetzt, auf welch kleinem Raum wie viele Menschen hausen mussten. Anschließend besuchten wir die Dauerausstellung in dem ehemaligen „Kammergebäude“, hier konnte jede*r Schüler*in im individuellen Tempo Originale aus der KZ-Zeit und viele weitere Dinge rund um die heutige Gedenkstätte Buchenwald erkunden. Zum Abschluss lief jede*r nochmals in einer persönlich gewählten Route durch das ehemalige KZ-Gelände, um alle Eindrücke in Ruhe auf sich wirken zu lassen.

Nach diesem sehr erschütternden Erlebnis fuhren wir weiter nach Weimar, machten einen Stadtrundgang zu den Schwerpunktthemen NS-Zeit sowie Goethe, gingen zu einer Vorstellung ins Nationaltheater, besuchten das Goethe- sowie Schillerhaus und hatten eine Führung im Haus der Weimarer Republik.

Insgesamt ist auf diesem kleinen Fleckchen Erde sehr viel Geschichte aus guten und schlechten Zeiten erlebbar, und gerade das geballte Nebeneinander lässt uns unsere Verantwortung für eine demokratische Zukunft intensiv erkennen. Wir danken dem Volksbund für die finanzielle Unterstützung der Fahrt, ohne die für viele Schüler*innen eine Teilnahme nicht erschwinglich gewesen wäre."

Text und Fotos: Gymnasium Schloss Neuhaus