Meldungen aus dem Landesverband Nordrhein-Westfalen
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Volkstrauertag 2022

Zentrale Gedenkstunde des Landes Nordrhein-Westfalen in Dülmen

Der Krieg in der Ukraine wurde mehrfach thematisiert, hier von Schülerinnen und Schülern aus Dülmen. Staatskanzlei NRW

Düsseldorf/Essen/Dülmen. Die diesjährige zentrale Gedenkstunde zum Volkstrauertag in Nordrhein-Westfalen fand am Samstag, dem 12. November 2022, in der Kirche St. Viktor zu Dülmen statt. Dabei wirken sowohl Vertreter/-innen der Landespolitik als auch lokale Akteure mit.

„Ich freue mich sehr, dass das Land NRW die zentrale Gedenkstunde in Dülmen ausrichtet. Der Volkstrauertag und die damit verbundene Erinnerungskultur hat in unserer Stadt einen besonderen Stellenwert und wird in allen Ortsteilen begangen. Es ist nicht nur ein Tag des Gedenkens und der Erinnerung. In der aktuellen Situation ist seine Botschaft besonders wichtig: Kriege erzeugen nichts anderes als Hass, Gewalt und Leid. Das führt uns der russische Angriff auf die Ukraine mit erschütternder Deutlichkeit vor Augen“, sagt Dülmens Bürgermeister Carsten Hövekamp.

In diesem Jahr übernimmt der Vorsitzende des Landesverbandes NRW im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., Staatsminister a.D. Thomas Kutschaty, MdL, die offizielle Begrüßung der geladenen Gäste. Die Gedenkrede hält der Erste Vizepräsident des Landtags, Rainer Schmeltzer, MdL. Das Totengedenken verliest die Ministerin für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen, Josefine Paul, MdL.

Der Landesvorsitzende des Volksbundes NRW, Thomas Kutschaty, betont: „In diesem Jahr gedenken wir der Toten beider Weltkriege, der Opfer nationalsozialistischer Gewaltherrschaft und aller Menschen, die in späteren Kriegen durch Gewalt ums Leben kamen. Gleichzeitig schauen wir fassungslos auf unser europäisches Nachbarland, die Ukraine, wo unschuldige Menschen sterben, ihre Existenzgrundlage und ihre Heimat verlieren und flüchten müssen. Künftige Generationen werden uns  nach Motiven, Überzeugungen, Interessen und gelebter Solidarität fragen, die uns während dieses Krieges geleitet haben. Und wir werden diese Fragen beantworten müssen.“ 

Der Vizepräsident des Landtags, Rainer Schmeltzer, unterstreicht: „Der Volkstrauertag ist in diesem Jahr in seinen Dimensionen spürbar anders. Der Krieg ist zurück in Europa und nicht einmal eine Tagesreise mit dem Auto entfernt schießen Menschen aufeinander. Raketen zerstören unschuldige Leben. Gerade an einem Tag wie heute müssen wir als Landtag Nordrhein-Westfalen und als Demokratinnen und Demokraten wehrhaft und standhaft gegenüber denjenigen sein, die Misstrauen und Missgunst in unserer Gesellschaft säen wollen. Das sind wir den Millionen Opfern von Krieg und Gewalt schuldig, um die wir heute trauern.“

Ministerin Josefine Paul sagt: „Wir trauern um die Opfer von Gewalt und Krieg, die in vergangenen und gegenwärtigen Kriegen ihr Leben verloren haben oder deren Leben der Krieg überschattet hat. Es liegt in unser aller Verantwortung, für Frieden und Versöhnung einzutreten, in Nordrhein-Westfalen, Europa und der ganzen Welt.“

Schülerinnen und Schüler des Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasiums Dülmen und der Hermann-Leeser-Realschule Dülmen stellen in der Gedenkstunde eigene Gedanken, Gedichte und Texte zum Thema Krieg und Frieden, und besonders zum Krieg in der Ukraine und seinen Folgen, vor; die musikalischen Beiträge leisten Lehrerinnen und Lehrer der Musikschule Dülmen; das geistliche Abschlusswort hält Pfarrer Markus Trautmann.

Der Volkstrauertag findet alljährlich zwei Wochen vor dem Ersten Advent statt. In diesem Jahr fällt der Volkstrauertag auf den 13. November. Am Vortag führen Landtag, Landesregierung und Volksbund NRW traditionell eine gemeinsame Gedenkveranstaltung durch. Tradition ist auch, dass die Gedenkveranstaltung jedes Jahr in einer anderen Kommune in Nordrhein-Westfalen stattfindet. 2021 war das rheinische Dormagen Gastgeber; in diesem Jahr gastiert die Veranstaltung im westfälischen Dülmen.

Der Volkstrauertag wurde als Gedenktag für die Toten des Ersten Weltkriegs ins Leben gerufen. Die erste offizielle Gedenkfeier fand 1922, vor 100 Jahren, im Reichstag in Berlin statt. Die Nationalsozialisten benannten den Tag in „Heldengedenktag“ um und stellten ihn in den Dienst ihrer kriegsverherrlichenden Propaganda. Seit 1945 wird am Volkstrauertag neben den gefallenen Soldaten auch der zivilen Opfer des Krieges gedacht, die in den besetzten Ländern und in Deutschland zu Opfern von Krieg und Gewalt geworden waren. Hierzu zählen ausdrücklich auch die Menschen, die aus politischen, religiösen und rassistischen oder anderen Gründen verfolgt und ermordet worden sind.

Heute ist der Volkstrauertag den Toten von Krieg und Gewalt gewidmet und dient zugleich der Mahnung zu Versöhnung, Verständigung und Frieden. Der diesjährige Volkstrauertag steht unter dem Eindruck des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine.

Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. wurde 1919 gegründet. Er kümmerte sich zunächst um die Gräber der deutschen Kriegstoten des Ersten Weltkrieges im europäischen Ausland, ab 1946 auch um die Kriegsgräber des Zweiten Weltkrieges. Auf seine Anregung hin wurde der Volkstrauertag wieder eingeführt. Heute pflegt der Volksbund mehr als 800 Kriegsgräberstätten mit rund 2,8 Millionen Gräber in 46 Staaten. Unter dem Motto „Gemeinsam für den Frieden“ betreibt der Volksbund Jugendbildungs- und Begegnungsstätten in Deutschland und dem benachbarten Ausland, die jährlich von bis zu 20.000 jungen Menschen besucht werden. Der Volksbund organisiert in der Regel jedes Jahr bis zu 50 Workcamps und Internationale Jugendbegegnungen in Deutschland und im europäischen Ausland.

 

Text: Jens Effkemann