Meldungen aus dem Landesverband Nordrhein-Westfalen
Meldungen aus dem Landesverband Nordrhein-Westfalen

Volkstrauertag in Ysselsteyn im Zeichen von Kriegen und Krisen

Hochrangige deutsche und niederländische Vertreter gedenken der Kriegstoten

K. Kazmierczak

Ysselsteyn (NL). Am vergangenen Sonntag (17.11.2024) fand auf der deutschen Kriegsgräberstätte Ysselsteyn (Gemeinde Venray, Provinz Limburg, Niederlande) eine Gedenkstunde anlässlich des Volkstrauertages statt. Veranstalter war die deutsche Botschaft Den Haag. Dabei wurde sie unterstützt von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., und zwar sowohl der Jugend,- Bildungs- und Begegnungsstätte Ysselsteyn als auch des Landesverbandes Nordrhein-Westfalen. Auch wenn der Volktrauertag ein deutscher Gedenktag ist, so finden auch auf deutschen Kriegsgräberstätten im Ausland traditionell Veranstaltungen an diesem Tag statt. In Ysselsteyn nehmen erfreulicherweise viele Niederländerinnen und Niederländer Anteil am eigentlich deutschen Gedenktag. Hinzu kommen Vertreter konsularischer Vertretungen in den Niederlanden. 

 

Beiträge aus Deutschland und aus den Niederlanden

Auch die Redner stammten sowohl aus Deutschland als auch aus den Niederlanden. Für die Bundesrepublik Deutschland begrüßte Botschafter Dr. Nikolaus Meyer-Landrut die ca. 200 Gäste. Weitere Ansprachen hielten die Ministerin für Bau, Kommunales, Heimat und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen, Ina Scharrenbach, der königliche Kommissar (Gouverneur) für die Provinz Limburg, Emile Roemer, der Bürgermeister der Gemeinde Venray, Michiel Uitdehaag, Weihbischof Everardus de Jong aus Roermond und Studentenrabbiner Yanki Jakobs aus Amsterdam. Schülerinnen und Schüler der Karl-Kisters-Schule Kleve-Kellen lasen das Totengedenken des Bundespräsidenten sowie Friedensbotschaften in deutscher und niederländischer Sprache. Ein ehemaliger Freiwilliger der Jugendbegegnungsstätte Ysselsteyn entzündete das „Freiheitsfeuer“, das an die Befreiung der Niederlande vor 80 Jahren erinnert. Mehr als eine musikalische Umrahmung boten die Beiträge der Konrad-Koselleck-Bigband aus Amsterdam und der einheimischen Sängerinnen Isa Linders und Sophie Deters.

Gouverneur der Provinz Limburg nimmt erstmals teil

Die Gedenkveranstaltung stand im Zeichen von Kriegen, politischen Krisen und beunruhigenden Entwicklungen in Europa und der Welt. „Wir müssen hier und heute entschieden gegen alle Formen des Antisemitismus, der Fremdenfeindlichkeit und der Intoleranz eintreten“, sagte Botschafter Meyer-Landrut in seiner Begrüßung. Er dankte insbesondere Rabbi Yanki Jakobs für seine Teilnahme. Mit Emile Roemer nahm erstmals ein Gouverneur der Provinz Limburg an einem Volkstrauertag in Ysselsteyn teil. Es sei die instabile Situation der Welt, die ihn zur Teilnahme bewogen habe, so der königliche Kommissar. Die 80 Jahre währende Freiheit und die Demokratie, die unter großen Opfern der Alliierten errungen worden sei und als selbstverständlich wahrgenommen würden, seien bedroht. Es gelte, zusammenzuhalten, sich nicht auseinander spielen zu lassen; den Extremen die Stirn zu bieten und nicht wegzuschauen. 

Bürgermeister Uitdehaag: Gemeinsame Werte artikulieren

Der Bürgermeister der Gemeinde Venray, zu der das Dort Ysselsteyn gehört, Michiel Uitdehaag, forderte dazu auf, sich mit den ganz unterschiedlichen Schicksalen der auf diesem Friedhof bestatteten Menschen auseinanderzusetzen. Er hob das Schicksal des deutschen Militärarztes Ernst Gräwe aus Unna hervor. Dieser war 1945 in Deventer standrechtlich erschossen worden, weil er sich geweigert hatte, niederländische Widerstandskämpfer zu exekutieren. Dieses Beispiel zeige, dass es nicht nur schwarz und weiß gebe. Nicht alle Deutschen hätten Befehlen gehorcht. Eine Geschichte wie diese, lasse „uns in den Spiegel unserer Menschlichkeit schauen und gemeinsame Werte artikulieren. In einer Welt voller Spannungen müssen wir weiterhin gemeinsam nach diesen Geschichten suchen“, sagte Uidtdehaag.

Weihbischof de Jong: Menschwürde verteidigen

Für das katholische Bistum Roermond sprach Weihbischof Everardus Johannes de Jong. Er appellierte an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, sich für Gerechtigkeit zu engagieren und die Menschwürde eines jeden einzelnen „zu verteidigen, in der Nähe, in unsere Familie, bei unseren Nachbarn, in der Schule und auf der Arbeit, aber auch in der Politik und der Armee, bei Hilfsorganisationen, auf Weltebene.“ 

Im Anschluss der Veranstaltung trafen sich die Mitwirkende, Besucherinnen und Besucher im Info-Zentrum zum Gedankenaustausch. Dabei dürften die eindringlichen Redebeiträge Inhalt mancher Gespräche gewesen sein.

Volksbund NRW