Auf vielen Kriegsgräberstätten in Deutschland liegen namenlose Kriegstote, häufig in Sammelgräbern und ohne persönliche Grabkennzeichen bestattet. Zumeist handelt es sich dabei um ausländische Kriegstote, die als Zwangsarbeiter oder Kriegsgefangene nach Deutschland verschleppt wurden und hier ihr ums Leben kamen. Bei dem Projekt Namensziegel geht es darum, diesen Kriegsopfern symbolisch ihre Namen zurückzugeben und damit auch ein Stück ihrer Identität und Würde.
Projektkonzept
Der thematische Schwerpunkt liegt bei diesem Projekt auf einem Aspekt des Zweiten Weltkrieges, der oft nur am Rande – falls überhaupt – im Unterricht auftaucht: Kriegsgefangenschaft und Zwangsarbeit. Wie kamen sowjetische Bürger in unsere Stadt? Unter welchen Bedingungen haben Sie hier gelebt und wie sind sie gestorben? Die Auseinandersetzung mit solcher Fragen aus einer lokalgeschichtlichen Perspektive führt zu einem vertieften Verständnis des Zweiten Weltkrieges als einem von Deutschland geführten Vernichtungskrieg.
In der ersten Phase des Projekts erkunden die SchülerInnen die betreffende Kriegsgräberstätte und setzen sich im Anschluss mit Hilfe von Personalkarten mit den dort ruhenden Kriegstoten auseinander. Mit Hilfe dieser historischen Quellen erhalten die SchülernInnen verschiedene Auskünfte über die Toten: neben Angaben zur Person, wie Alter, Herkunftsort, Haarfarbe sind teilweise auch Fotos enthalten. Darüber hinaus erfahren die SchülerInnen, wo die einzelnen Personen zur Zwangsarbeit eingesetzt waren und wie diese umgekommen sind. So wird es möglich, die Einzelschicksale der Kriegsopfer ein Stück weit zu rekonstruieren.
Empfehlenswert ist der Besuch einer NS-Gedenkstätte, wie beispielsweise der Gedenkhalle Oberhausen, wo die SchülerInnen sich tiefergehend über Zwangsarbeit im Nationalsozialismus informieren können.
In einer zweiten Phase werden die Tonziegel mit Namen sowie Geburts- und Sterbedaten der einzelnen Kriegstoten erstellt. Für die Herstellung empfiehlt sich ein fächerübergreifender Ansatz, wie etwa eine Verbindung von Geschichts- und Kunstunterricht.
In einer letzten Phase des Projekts werden die Namensziegel mit den SchülerInnen auf der Kriegsgräberstätte angebracht. Eine kleine Gedenkzeremonie, z.B. am Volkstrauertag, bietet dafür einen würdigen Rahmen. Auf diese Weise wird den anonymen Opfern gedacht und ihnen nach ihrem Tod ein Stück ihrer menschlichen Würde wiedergegeben.
Das Projekt „Namensziegel“ lässt sich auf allen Kriegsgräberstätten durchführen, auf denen Kriegstote aus der ehem. Sowjetunion anonym bestattet wurden. Die BildungsreferentInnen im Landesverband NRW unterstützen Sie dabei gerne.