Projekte aus dem Landesverband Nordrhein-Westfalen
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Kriegsgräberstätte Ostbevern

Kriegstote der Gemeinde Ostbevern:
5 Gefallene im Befreiungskrieg 1815, 5 Gefallene im Deutsch-Französischen Krieg 1870/ 71, 78 Gefallene im Ersten Weltkrieg 1914-18,
211 Gefallene im Zweiten Weltkrieg 1939-45.

Im Zweiten Weltkrieg starben über 50 Brüderpaare aus der Gemeinde Ostbevern.

Hier auf der Kriegsgräberstätte „Alter Friedhof“ ruhen 28 Gefallene des Zweiten Weltkrieges, darunter 5 Unbekannte.

Während des Zweiten Weltkrieges gab es aufgrund des nahegelegenen Flugplatzes Handorf umfangreiche Luftverteidigungseinrichtungen, wie Scheinwerfer- und Geschützstellungen im Raum Ostbevern.  Zwischen 1940 und 1945 registrierte man zahlreiche Abstürze von deutschen, britischen und amerikanischen Flugzeugen. So wurden am 10. Oktober 1943 drei sogenannte “Fliegende Festungen” (B-17 Bomber) über Ostbevern abgeschossen. Zehn Amerikaner starben. Am Abend des 12. September 1944 wurde ein schwerer Bomber der Royal Air Force zum Absturz gebracht; drei Flieger starben. Sie wurden später auf dem britischen Soldatenfriedhof Reichswald am Niederrhein bestattet.

Einige deutsche Piloten, die im Raum Ostbevern abgeschossen wurden und starben, fanden ihr Grab auf dem Waldfriedhof in Münster-Lauheide.

Am 19. Februar 1945 schlug eine V1 (Flugbombe) in unmittelbarer Nähe der Volksschule ein und verletzte zahlreiche Kinder. Alliierte Tieffliegerangriffe richteten sich 1944/ 45 gegen die Bahnlinie Münster-Osnabrück.

In der Endphase des Zweiten Weltkrieges wurde auch der Ort selbst zu einem Kriegsschauplatz. Noch in den letzten Wochen eines Krieges, der schon lange verloren war, wurde in Ostbevern der Volkssturm mobilisiert, der u.a. eine Panzersperre an der Beverbrücke errichtete. Schwere Geschütze standen für eine Verteidigung des Dorfes bereit. Trotz der Übergabe des Ortes an die Amerikaner begannen am 2. April 1945 (Ostermontag) erste Kämpfe zwischen ausweichenden Wehrmachttruppenteilen und den nachdrängenden Amerikanern.

Dramatisch wurde das Geschehen als deutsche Panzer und Sturmgeschütze die überraschten Amerikaner in der Nacht vom 3. auf den 4. April 1945 angriffen und in stundenlange heftige Kämpfe verwickelten. Dr. Frieda Schwarz, die viele Jahre als Anwältin in Amerika gelebt hatte, verhinderte durch direkte Verhandlung mit dem amerikanischen Befehlshaber, dass das Dorf zerstört und Bürger erschossen wurden und dass verwundete Männer in Kriegsgefangenschaft gingen.   

Wie viele Amerikaner bei den Kämpfen gefallen sind, ist unbekannt. Die meisten von ihnen wurden vom amerikanischen Gräberdienst in ihre Heimat überführt, die verbliebenen fanden auf den amerikanischen Soldatenfriedhöfen Henri-Chapelle/ Belgien und Margraten/ Niederlande ihre letzte Ruhe.

25, zumeist junge deutsche Gefallene, wurden von Männern aus dem Ort, unter Führung von Lehrer Georg Kammer, unmittelbar nach den Kämpfen geborgen und unter Aufsicht der Amerikaner in einem Gemeinschaftsgrab beigesetzt.

Man wählte für das Grab eine Stelle auf dem seit 1932 aufgelassenen “Alten Friedhof”, an der just zuvor eine britische Fliegerbombe eingeschlagen war.

Auch zwei Ungarn ruhen hier. Sie gehörten zu einer etwa 170 Mann starken ungarischen Einheit, die in Stuhlweißenburg aufgestellt und von dort nach Deutschland verlegt wurde, um im Verbund der Wehrmacht zu kämpfen. Die Einheit hatte sich in Ostbevern im Schulgebäude einquartiert. Die beiden Soldaten fielen auf Spähtrupp am 3. April 1945 im Maschinengewehrfeuer der Amerikaner. Im Jahre 2003 wurde noch ein polnischer Kriegstoter von einem anderen Friedhof der Gemeinde hierhin umgebettet.  

In den beiden Weltkriegen waren viele Menschen als Kriegsgefangene oder Zwangsarbeiter in Lagern untergebracht. So auch in Ostbevern. Es waren über 200 Männer, Frauen und Kinder aus Frankreich, Polen, Russland, Lettland, der Ukraine, Jugoslawien, Rumänien und Italien.

Viele arbeiteten in den Kasein-Werken am Bahnhof, darunter auch einige jüdische Frauen. Die Fremden wurden durchweg gut behandelt. Sie erhielten im Krankenhaus die gleiche Behandlung wie deutsche Patienten. Über ein Dutzend Frauen haben dort entbunden.

Einige dieser Menschen kamen nach dem Krieg zurück, um sich zu bedanken, andere bestätigten schriftlich eine menschenwürdige Behandlung.

Im Jahre 1976 plante die Gemeinde Ostbevern die Errichtung eines Mahnmals für  alle Bürger der Gemeinde, die Opfer von Krieg oder Gewaltherrschaft wurden und ihre Gräber in der Fremde haben. Zugleich sollte das Mahnmal an die über dem Gemeindegebiet abgestürzten Flieger und die hier am Ort gestorbenen Kriegsgefangenen und zwangs-verschleppten Menschen erinnern. Man wählte den Platz am Gemeinschaftsgrab für die 28 Kriegstoten als besonders aussagekräftigen Standort.

Mit Beteiligung des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Landesverband NRW, hat die Kriegsgräberstätte eine grundlegende Umgestaltung erfahren, die 2004  abgeschlossen worden ist.  Die Grabstätte wurde mit einer Tafel versehen, auf der die Namen der Toten, ihre Daten und der Heimatort aufgebracht sind. Unweit davon wurde als Ehrenmal die Plastik “Drei trauernde Frauen” des ortsansässigen Künstlers Theo Schäfer  aufgestellt.

Die Kriegsgräberstätte ist nun Teil eines Gedenkparks,  in dem auch das Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges einen würdigen Platz bekommen hat. Das Ehrenmal, St. Georg als Drachentöter darstellend, stand seit 1923 an der Pfarrkirche St. Ambrosius. Auf dem künstlerisch gestalteten Sockel hatten die Angehörigen die Namen ihrer “tapferen Söhne” einmeißeln lassen. Später wurde es aus nicht mehr nachvollziehbaren Gründen demontiert und geriet in Vergessenheit.

Im Jahre 2003 hat die Messdienergruppe der katholischen Kirche St. Ambrosius, mit Unterstützung von Firmen und Vereinen am Ort, in einer so genannten „Big-Bagger-Aktion“ 27 historische Grabsteine von Bürgern des Ortes zusammengetragen und in einem Lapidarium (Sammlung von Steindenkmälern) im Gedenkpark wieder aufgestellt.