Projekte aus dem Landesverband Nordrhein-Westfalen
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Kriegsgräberstätten Bocholt

In Bocholt gibt es fünf Kriegsgräberstätten, auf denen insgesamt 2.580 Kriegstote ihre letze Ruhestätte gefunden haben.

Auf zwei Feldern des städtischen Friedhofes ruhen 84 Kriegstote des Ersten und 742 des Zweiten Weltkrieges, darunter über 40 Unbekannte.

Bewusst wurden beide Anlagen auch gestalterisch in enge Beziehung gebracht.

Die durch den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge im Jahr 1955 neu gestaltete Anlage des Zweiten Weltkrieges wurde am  27. Mai 1956 durch Regierungsvizepräsident Dr. Arnold Ottersbach, Münster, eingeweiht. Alljährlich findet hier ein Gedenken zum Volkstrauertag statt.

Russische Kriegsgräberstätte Bocholt

1.736 russische Kriegsgefangene kamen durch Fleckfieber, Hunger und Gewalt im ehemaligen  „Stadtwaldlager Bocholt“ ums Leben und fanden auf einem eigenständigen Friedhof an der Vardingholter Straße die letzte Ruhestätte. Lediglich Nummern auf kleinen Steinplatten kennzeichnen ihre Gräber, eine Namenliste gibt es nicht mehr. Namenlos bleiben sie Zeugen der Geschichte.

Daten zur Geschichte des  „Stadtwaldlagers Bocholt“, an das ein Gedenkstein erinnert:

  • 1935: Errichtung des Lagers durch die NSDAP, Hilfswerk Nordwest (Bad Godesberg), für geflüchtete österreichische SA-Männer
    (sog. Österreich Legion).
  • 1938: Nach dem Einmarsch deutscher Truppen in Österreich am 12.03. 1938 und dem  Anschluss Österreichs an Deutschland Räumung des Lagers; Rückkehr der  Legion nach Österreich.
    Verkauf der Lagerbauten durch die NSDAP an den Reichsfiskus (Heer).
    27. September:  Abschluss eines Garnisonvertrages zwischen der Stadt   Bocholt und dem Reichsfiskus (Heer). Übereignung des Grundstücks für das Lager. Das Lager wurde für Unterbringung und Ausbildung kurzfristig dienender Rekruten genutzt. Unweit des Lagers entstand ein Schießstand, ein Übungsgelände in den Hohenhorster Bergen wurde vorgesehen. Diesem Zweck hat das Lager aber kaum gedient.
  • 1939: 27. März: die Stadtchronik verzeichnet, dass 2.000 Mitglieder des Reichsarbeitsdienstes (RAD) vorübergehend im Lager untergebracht sind. Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges diente das Lager als Kriegsgefangenenlager und zwar als Durchgangslager. Im November kamen die ersten 400 polnischen Kriegsgefangenen in das Lager, denen weitere folgten.
  • 1940: ab Mai: die ersten Gefangenen von der Westfront kamen an; zuerst Holländer, dann Belgier, weiter Franzosen, Engländer u.a.
    Im Oktober vorübergehende Einquartierung deutscher Truppen (6. Kompanie, II. Bataillon, Infanterie-Regiment 626).
  • 1941: 27. November: die ersten 800 russischen  Kriegsgefangenen trafen ein, denen später viele Tausend folgten. Das Lager wurde durch Notbaracken erheblich vergrößert.
  • 1944: September. Nach der Landung englischer Fallschirmjäger im Raum Arnheim gehörte Bocholt zum  Rückwärtigen Frontgebiet. Das Kriegsgefangenenlager wurde weiter ostwärts verlegt. Dafür zogen Schanzarbeiter für den Westfalen-Wall in das Lager ein, später auch deren Verpflegungsstab.
  • 1945: 22. bis 25. März: Unterbringung von Kranken aus dem zerstörten St. Agnes Hospital nach dem Fliegerangriff auf die Stadt.
    30. März: Einnahme des Lagers durch britische Truppen. April: Nach Besetzung der Stadt Bocholt Sammellager für Fremdarbeiter, insbesondere Russen, bis zu deren Rückführung in die Heimat.
  • 1946: September. 2.500 Esten, Letten und Litauer bezogen das Lager.
  • 1947: Januar. Juden aus dem Lager Bergen-Belsen (meist Polen, Ungarn und Rumänen) wurden hier im Lager für eine Auswanderung nach Israel zusammengeführt.
  • 1950: April. Das Arbeits- und Sozialministerium des Landes NRWübernahm die Leitung des Lagers von der britischen Militärregierung, Mai. Jugoslawische Flüchtlingsfamilien kamen in das Lager.
  • 1951: September. Das DP-Lager ( = Displaced Persons, heimatlose oder zwangsverschleppte Ausländer ) unter deutscher Leitung wurde aufgehoben. Es blieben aber noch eine Anzahl Familien bis zur anderweitigen Unterbringung  dort wohnen.
  • 1952: Dezember. Einrichtung des Lagers als Hauptdurchgangslager für Flüchtlinge aus der Sowjetzone.
  • 1956: 21. November: die ersten Flüchtlinge aus Ungarn, die vor dem Hintergrund des  Ungarn-Aufstandes  ihre Heimat verlassen hatten, trafen ein.
  • 1959: Vorübergehende Nutzung von Teilen des Areals durch die Bundeswehr.
  • 1985: Kauf des Lagergeländes durch die Stadt Bocholt für die Erweiterung des Freizeitgeländes Stadtwald.

Die Geschichte des „ Stadtwaldlagers Bocholt" mahnt und verpflichtet zum Frieden - uns alle!