Projekte aus dem Landesverband Nordrhein-Westfalen
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Kriegsgräberstätten in Bad Lippspringe

In Bad Lippspringe gibt es zwei Kriegsgräberstätten mit insgesamt 354 Toten aus beiden Weltkriegen.

Auf dem Waldfriedhof an der Auguste-Viktoria-Allee ruhen 32 ausländische Kriegstote des Zweiten Weltkrieges auf zwei kleinen Gräberfeldern und in Einzelgräbern.

Hier auf dem Ehrenfriedhof im Kurwald  ruhen 158 Soldaten des Ersten und 163 Opfer des Zweiten Weltkrieges. Zu den Opfern des Zweiten Weltkrieges  gehören 79 Soldaten unterschiedlicher Nationalität, hauptsächlich aber Angehörige der deutschen Wehrmacht und 85 sowjetische Kriegsgefangene.

Nachdem im August 1914 der Erste Weltkrieg begonnen hatte, wurden in den Heilstätten des Luftkurortes Bad Lippspringe verwundete und kranke Soldaten untergebracht. Viele fanden hier Heilung, es gab aber auch eine Anzahl Verstorbener. Diese wurden zunächst auf den kirchlichen Friedhöfen beerdigt, doch bereits 1916 beschloss der Gemeinderat die „Anlage eines Friedhofs für Militärpersonen im Kurwald“. Nach der Fertigstellung des Friedhofs im Jahr 1917 wurden die verstorbenen Soldaten von den kirchlichen Friedhöfen hierhin umgebettet.

An der Errichtung des Friedhofs waren französische Kriegsgefangene beteiligt, die in einem Lager auf dem Gelände zwischen der Detmolder Straße und der Triftstraße (wo heute die Concordia Schule steht) gefangengehalten wurden.

Zu Beginn des Ersten Weltkrieges wurden Verwundete in Bad Lippspringe versorgt, doch schon ab 1915 konzentrierte sich die Behandlung hauptsächlich auf lungenkranke Soldaten. Die überwiegende Zahl der hier beerdigten Soldaten ist an der damaligen Volksseuche, der Lungentuberkulose, verstorben, einige waren aber auch Opfer des Einsatzes von Chlorgas.

Durchschnittlich waren hier etwa 200 Erkrankte untergebracht. Im Laufe des Jahres 1919 nahm ihre Zahl ab, bis schließlich 1923 die „größte militärische Lungentuberkulose - Abteilung Deutschlands“ aufgelöst werden konnte. 1923 fand die zunächst letzte Beerdigung auf diesem Friedhof statt.

Auch im Zweiten Weltkrieg war Bad Lippspringe Heilstation für Lungenkranke. Ab April 1937 standen im Cecilienstift 100 Betten für tuberkulosekranke Hitlerjungen bereit. Im September 1944 wurde das Auguste-Victoria-Stift Lazarett für tuberkulosekranke Angehörige der SS. Einige von ihnen sind auf diesem Friedhof beerdigt.

Ein rechts vom Eingang gelegenes Gräberfeld ist die letzte Ruhestätte für 85 sowjetische Kriegsgefangene. Ende April 1945 beschlagnahmte die amerikanische Besatzungsmacht das Auguste-Victoria-Stift für ca. 560 tuberkulosekranke sowjetische Kriegsgefangene. Diese hatten das Kriegsgefangenenlager der deutschen Wehrmacht Stalag (Stammlager) 326 (VI K) in Stukenbrock/ Senne und das zum Stalag gehörende Seuchenlazarett Staumühle überlebt. Sie waren sehr geschwächt. Trotz intensiver ärztlicher Bemühungen kam für 85 von ihnen jede Hilfe zu spät. Sie wurden hier auf dem Ehrenfriedhof beigesetzt. An sie erinnert ein Obelisk mit folgender Inschrift:

„Hier liegen 85 sowjetische Bürger begraben, die in faschistischer Gefangenschaft umgekommen sind. 1941-1945“

Im August 1945 wurde das Lazarett aufgelöst.

Mitte der fünfziger Jahre wurde der Friedhof  neu gestaltet. Die Gräber der  sowjetischen Kriegsgefangenen erhielten Grabplatten, die anderen Steinkreuze.

Einige Umbettungen wurden vorgenommen, in deren Verlauf die Identität eines weiteren bis dahin unbekannten Jagdfliegers aufgrund zahntechnischer Befunde geklärt werden konnte. Es handelt sich dabei um Feldwebel Anton Rappelsberger, der im Grab 218 ruht. Sein Grabstein wurde mit einem zusätzlichen Messingschild versehen.

Die letzte Beerdigung auf diesem Friedhof fand am 1. September 2000 statt. Kurz zuvor hatte man auf einem Acker in der Nähe des Gutes Kleehof Metallteile gefunden, Reste eines Flugzeugabsturzes vom 1. Oktober 1944. Damals war ein deutsches Jagdflugzeug bei Kämpfen mit amerikanischen Flugzeugen abgeschossen worden. Es stürzte auf den Acker und bohrte sich ca. vier Meter tief in den Boden. Die herbeigeeilten Bad Lippspringer Bürger konnten den Piloten nur teilweise bergen und beerdigten ihn auf dem Ehrenfriedhof. Erst im Jahr 2000 gelang es, mit schwerem Gerät das Flugzeug zu bergen. Die dabei noch gefundenen sterblichen Überreste konnten als Gebeine des Unteroffiziers Heinrich Preiss identifiziert werden.  Die Beisetzung erfolgte im schon vorhandenen Grab 161.

Auf diesem Friedhof sind im Tod Menschen zusammengeführt, die im Leben gegeneinander kämpften. Zählt der Einzelne zu den Siegern oder den  Besiegten, den Angreifern oder den  Überfallenen,  war er Verführer oder Verführter, Täter oder Opfer? Es ist kaum noch möglich, dies heute zu klären. Persönliche Schicksale verblassen im Laufe der Zeit. Eins ist jedoch gewiss: Sie haben alle ihr Leben verloren!

So soll dieser Friedhof  den Toten zum Gedenken sein, den Lebenden aber eine Mahnung zum Frieden.

Nie wieder Krieg!

Der Text wurde im Jahr 2005 von Schülerinnen und Schülern der Städtischen Realschule Bad Lippspringe erarbeit.