Projekte aus dem Landesverband Nordrhein-Westfalen
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Kriegsgräberstätten in Hagen

Auf 19 Kriegsgräberstätten im Stadtgebiet von Hagen ruhen insgesamt 3.396 Tote aus beiden Weltkriegen. Die größten Anlagen befinden  sich in Altenhagen, Delstern, Haspe, auf dem Remberg und in Vorhalle.

Hier auf dem Remberg-Friedhof ruhen 345 Tote des Ersten Weltkrieges und 332 Tote des Zweiten Weltkrieges, im Einzelnen: 534 Deutsche, 97 Sowjetbürger, 15 Niederländer, 10 Belgier, 4 Polen, 4 Tschechen, 1 Italiener, 1 Jugoslawe, 1 Ungar und 10 Unbekannte.

Bei den Toten aus dem Ersten Weltkrieg handelt es sich um Verstorbene aus den Hagener Lazaretten. Die Kriegsgräberstätte ist in Kreuzesform angelegt.

Im Zweiten Weltkrieges wurde Hagen mit zum Kernpunkt des sogenannten Ruhrkessels. Mit seinen Industrieanlagen (z.B. VARTA-Werk, das u.a. Batterien für U-Boote herstellte) und Verkehrsknotenpunkten der Eisenbahn in und um die Stadt (Vorhalle, Hengstey, Heubing, Eckesey) galt Hagen schon bald nach Kriegsbeginn in Erwartung von Fliegerangriffen als „Wartegau“. Hagen wurde von 60 registrierten Luftangriffen heimgesucht, darunter vier Großangriffe, und zwar am 1. Oktober 1943, 2. Dezember 1944, 28. Februar 1945 und am 15. März 1945. Wie viele Menschen bei den Bombardements, bei denen u.a. auch Napalm eingesetzt worden sein soll, ihr Leben verloren, ist nicht genau bekannt. Unter ihnen befanden sich auch zahlreiche Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter - vor allem aus Osteuropa -, die, wie vielerorts im damaligen Deutschen Reich üblich, in rüstungswichtigen Betrieben, in der Landwirtschaft oder zu Festungs- und Instandsetzungsarbeiten eingesetzt worden waren.

Viele Menschen suchten in Bunkern und im Goldberg-Tunnel in Hagen-Wehringhausen Schutz vor den Bomben.

Den wohl schwersten Luftangriff erlebte die Stadt am 15. /16. März 1945.  Die Innenstadt wurde nahezu vollständig zerstört, den Wohngebieten in den Vororten erging es fast genauso. Augenzeugen berichten, wie einsam der Turm der Lutherkirche aus dem Chaos herausgeragt hätte und seine Eisenkonstruktion bis zur Turmspitze glühend rot gewesen sei, wie „ein zum Himmel zeigendes Mal“. Bei einem Angriff auf einen Munitionszug in Eckesey wurden sowjetische Kriegsgefangene, die im Arbeitseinsatz am Bahndamm waren, getötet.

Zu den schrecklichsten Ereignissen des nächtlichen Angriffes zählt insbesondere der Zufallstreffer einer Sprengbombe mit Verzögerungszünder, die in eine Seitenwand des überfüllten Hochbunkers in der Körnerstraße eindrang und im Innern des Stahl-betonwerkes explodierte. Keiner kennt die wirkliche Zahl der Opfer. Es soll die verlustreichste Bunkerkatastrophe auf dem europäischen Kriegsschauplatz gewesen sein.

Die Toten des Angriffes wurden zum Teil in den zerstörten Kirchen aufgebahrt und am 21. März 1945 mit einer schlichten Gedenkfeier am frühen Morgen - wegen der ständigen Luftangriffe - auf dem Remberg-Friedhof beigesetzt.

Inzwischen war die Beschriftung von noch stehenden Hauswänden mit den neuen Anschriften der früheren Bewohner und dem tröstliche Hinweis „Alle leben!“ Alltag geworden. Die Alliierten rückten zu Lande immer schneller auf Hagen vor. Vor diesem Hintergrund entschloss sich die Leitung des Ernährungs- und Wirtschaftsamtes der Stadt - ungeachtet bestehender Befehle und des Einschreitens des Gauleiters - für eine von den Bürgern sehr dankbar aufgenommene Maßnahme:
die Reservelager für Verpflegung wurden aufgelöst und Fleischschmalz, Fleischkonserven, Hülsenfrüchte, Reis und Haferflocken an die Bevölkerung verteilt.

In Hagen gab es allerdings kaum noch bewohnbare Räume für die abertausend Obdachlosen. Viele von ihnen sind dann in die sogenannten „Auffanggebiete“ des Ennepe-Ruhr-Kreises und des Sauerlandes evakuiert worden.

Am 13. April 1945 erreichten die ersten alliierten Truppen, vorwiegend Amerikaner, den Südosteingang der Stadt.

Am Ende des Krieges beklagt die Stadt über 11.000 Tote: 6.000 Bürger waren an den Fronten des Krieges gefallen oder in der Gefangenschaft gestorben. 2000 Männer, Frauen und Kinder hatten ihr Leben im Bombenkrieg verloren und 3.000 blieben nach dem Kampfgeschehen vermisst. Hinzu kommen mehrere Hundert Hagener Bürger, die den Tod in Konzentrationslagern und Gaskammern gefunden hatten.

1933 zählte die Stadt 600 Bürger jüdischen Glaubens. Viele von ihnen emigrierten nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten. „Alle jene, die darauf vertrauten, dass politische Willkür und Rassenwahn vor den letzten Schranken des Rechts Halt machen würden, bezahlten diesen Glauben mit dem Leben, ohne dass sich im Einzelnen sagen ließe, wo ihre Qual endete“, so der Vorsitzende der Jüdischen Kultusgemeinde, Richard Hirschfeld, 1956.

Noch in den letzten Kriegswochen erfolgten auch in Hagen Mordaktionen durch die Geheime Staatspolizei (Gestapo). Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter und Zwangs-arbeiterinnen sowie politische Gegner wurden u.a. in der Donnerkuhle bei Hagen - Eppenhausen hingerichtet.
Viele Hagener Opfer des Krieges und der Gewaltherrschaft haben auf dem Remberg-Friedhof eine letzte Ruhestätte gefunden. Die Mahnung der Opfer fasst Barbara Dobricks, geboren 1951, in deutliche Worte: 

10 Gebote für den Frieden

Wir müssen erkennen, was unser Sinn ist: Leben.
Wir müssen erarbeiten, was jeder braucht: Nahrung.
Wir müssen ermöglichen, was wir nicht entbehren können: Liebe.
Wir müssen ertragen, was wir unter Menschen finden: Widersprüche.
Wir müssen erreichen, was uns voranbringt: Gemeinschaft.
Wir müssen erstreiten, was nicht selbstverständlich ist: Recht.
Wir müssen erwecken, was uns lebendig macht: Fantasie.
Wir müssen erfragen, was wir nicht wissen: Vergangenheit.
Wir müssen erinnern, was wir nicht kennen: Krieg.
Wir müssen erkämpfen, was menschlich wäre: Frieden im Frieden!