Veranstaltungen aus dem Landesverband Nordrhein-Westfalen
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„ ‚Betrifft: - Abtransport der in Bottrop wohnhaften Juden‘. Die Deportation der Bottroper Juden nach Riga 1942“ und „Riga - Deportationen, Tatorte, Erinnerungskultur“

24 Feb '22
30 Mär '22
Ort:
Kulturzentrum August Everding, Blumenstraße 12, 46236 Bottrop
Veranstalter:
BV Münster
Typ:
Ausstellung

Zwei Ausstellungen zu einem Thema im Kulturzentrum August Everding

Regelmäßig zeigt das Stadtarchiv Bottrop in der städtischen Galerie des Kulturzentrums August Everding Ausstellungen, die einen lokalgeschichtlichen Bezug haben. In diesem Jahr wird die Zeit des Nationalsozialismus in den Blick genommen, deren schreckliche, menschenverachtende Auswirkungen auch in Bottrop ihren Niederschlag fanden. Ab 24. Februar 2022 wird noch einmal die Ausstellung zum Thema „Die Deportation der Bottroper Juden nach Riga 1942“ gezeigt, die 2020 bereits nach kurzer Zeit vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie wieder geschlossen werden musste.

Zudem präsentiert das Stadtarchiv die neue Wanderausstellung des vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. initiierten Riga-Komitees“ „Riga - Deportationen, Tatorte, Erinnerungskultur“, in der es um die Deportation deutscher Juden nach Riga und um ihre Ermordung geht, aber auch um das Gedenken an diese Geschehnisse in der heutigen Zeit.

Der speziell erarbeitete Ausstellungsteil mit dem Titel „ ‚Betrifft:  - Abtransport der in Bottrop wohnhaften Juden‘. Die Deportation der Bottroper Juden nach Riga 1942“ lenkt den Blick auf die Situation in Bottrop, erläutert aber auch die Entwicklung der Jüdischen Gemeinde in Bottrop vor dieser Zeit. Im Wesentlichen wurde dieser Teil von Matthias M. Ester erarbeitet, der als Historiker in Münster tätig ist. Er beschäftigt sich seit vielen Jahren intensiv mit dem Thema „Nationalsozialismus“, auch als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Gedenkstätte „Villa ten Hompel“ in Münster. Er leitete zudem bereits zahlreiche Studienreisen nach Riga.

Auch aus Bottrop wurden in der Zeit des Nationalsozialismus jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger in das Ghetto Riga nach Lettland verschleppt. Über 25.000 Juden aus dem Gebiet des damaligen Deutschen Reiches, Männer, Frauen und Kinder, wurden dort unter schlimmsten Bedingungen zusammengepfercht, gequält und schikaniert. Tausende von ihnen wurden im nahen Wald von Biķernieki erschossen und in Massengräbern verscharrt. Wir wissen von insgesamt 25 Männern und Frauen unserer Stadt, die aus Bottrop oder aus anderen Städten nach Riga verbracht wurden. Keiner von ihnen überlebte. Die Schicksale der sieben Bottroper - darunter ein siebenjähriges Kind - und zwei Bottroperinnen, die am 24. Januar 1942 aus Bottrop zunächst nach Gelsenkirchen und von dort aus über Dortmund mit einem Sammeltransport nach Riga „abtransportiert“ wurden, wie es in dem damaligen Polizeibericht heißt, wurden in der Ausstellung besonders in den Blick genommen: Jakob Skurnik, Julius und Martha Dortort sowie Josef und Auguste Krauthammer mit den Kindern Eduard, Joachim, Paul und ihrem Neffen Heinz. Es wurde versucht, ihre Schicksale zu erhellen, Spuren zu finden. Das war nicht einfach, und es ist nur sehr wenig, was man heute über sie weiß. Bis auf Julius Dortort, der 1945 im Konzentrationslager Dachau ermordet wurde, gelten alle als verschollen und wurden für tot erklärt.

Am 27. Januar 2019, dem Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, aber auch dem Tag, an dem im Jahr 1942 auch die neun eben erwähnten Bottroper von Gelsenkirchen nach Riga verschleppt wurden, ist die Stadt Bottrop als 60. Stadt dem „Deutschen Riga-Komitee“ beigetreten, um die Erinnerung an diese lange vergessenen Geschehnisse wach zu halten.

In der Ausstellung ist auch die Beitrittsurkunde der Stadt Bottrop zu sehen. Und auch Fotos der Gedenkstätte Riga-Bikernieki sind hierzu ausgestellt, in der auch Bottrop mit einem Namensstein seinen Platz hat. „Nur durch die Erinnerung, können wir das Schicksal der Menschen während des Holocausts lebendig erhalten,“ sagte Oberbürgermeister Bernd Tischler seinerzeit aus Anlass der Urkundenunterzeichnung. „Die Fehler der Vergangenheit dürfen sich nicht wiederholen.“

Die Ausstellungspräsentation im Kulturzentrum August Everding soll hierzu einen Beitrag leisten, besonders auch mit speziellen Angeboten für Schulklassen und Führungen für Gruppen, soweit es vor dem Hintergrund der „Corona-Pandemie“ möglich ist. Hierzu ist eine vorherige Anmeldung im Stadtarchiv unbedingt notwendig.

Tel.: 02041 - 70 37 54 - E-Mail: stadtarchiv@bottrop.de

Das Plakat zur Ausstellung finden Sie hier