Meldungen aus dem Landesverband Nordrhein-Westfalen
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Ge(h)denken in Dinslaken – Ein Actionbound für den Parkfriedhof

Multimedialer Rundgang zu Erinnerungsorten auf dem Parkfriedhof Dinslaken entwickelt

Essen/Dinslaken. „An sich ist Dinslaken ja eine schöne Stadt“, findet Johannes Ernst. Der 94-Jährige ist im Ortsteil Eppinghoven aufgewachsen und kennt Dinslaken seit seiner Kindheit. Als Jugendlicher hat er den Zweiten Weltkrieg hier erlebt und sich 2022 als Zeitzeuge zur Verfügung gestellt.

Sein Interview stand in Zusammenhang mit dem Projekt „Ge(h)denken in Dinslaken – Ein Actionbound für den Parkfriedhof“: Im Rahmen des Projektes wurde ein digitaler Rundgang für den Parkfriedhof Dinslaken entwickelt, der in der App Actionbound abgerufen und per Tablet oder Smartphone abgespielt werden kann. An insgesamt drei Gräberfeldern werden nun Biografien vorgestellt, historische Informationen geboten, Fragen gestellt und zum Nachdenken angeregt. Das Projekt wurde vom Bundesprogramm „Demokratie leben!“ gefördert.

Auszüge aus dem Interview mit Johannes Ernst sind in den digitalen Rundgang eingebunden. Bei der Kriegsgräberstätte für die Toten des „Schwarzen Freitags“, der Bombardierung der Stadt am 23. März 1945, werden kurze Interviewsequenzen eingespielt. Auf dem Gräberfeld sind vor allem Dinslakener Bürgerinnen und Bürger beerdigt, die bei diesem Luftangriff gestorben sind. Neben den Erinnerungen von Johannes Ernst werden hier Hintergrundinformationen zu Bombardierungen allgemein und speziell zur Bombardierung Dinslakens gegeben. Außerdem geht es in dieser Station darum, wie heute an den Krieg erinnert wird.

Eine weitere Station des Rundgangs ist der jüdische Friedhof. Die Regionalforscherin Anne Prior beschäftigt sich seit vielen Jahren mit diesem Ort und den jüdischen Familien aus Dinslaken. Wer sich mit Frau Prior unterhält, merkt schnell, wie wichtig ihr die Aufarbeitung der Geschichte ist. Gleichzeitig wird klar, wie viel es über jüdische Bürgerinnen und Bürger aus Dinslaken zu erzählen gibt. Im digitalen Rundgang können alle Interessierten mit ihr ins Gespräch kommen und ihr Fragen stellen. Ein Statement von SABRA, der Servicestelle für Antidiskriminierungsarbeit – Beratung bei Rassismus und Antisemitismus des Landes NRW, verbindet Frau Priors historische Forschungen mit der Gegenwart.

Die dritte Station des Rundgangs bezieht sich auf das Gräberfeld für die Zwangsarbeitskräfte. In unterschiedlichen Archiven werden heute zahlreiche Dokumente aufbewahrt, die einzelne Lebensläufe von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern nachvollziehbar machen. An dieser Station stehen deshalb Originalquellen im Fokus. Anhand konkreter Beispiele wird der Umgang der Nationalsozialistinnen und Nationalsozialisten mit den Zwangsarbeitskräften aus der ehemaligen Sowjetunion, den „Ostarbeitern/-innen“, aufgezeigt. Außerdem geht es darum, weshalb die Beschäftigung mit dem Thema bis heute wichtig ist.

Das Angebot richtet sich sowohl an die interessierte Öffentlichkeit als auch an Schulklassen und Jugendgruppen. Die einzelnen Stationen sind so aufgebaut, dass sie unabhängig voneinander abgespielt werden können. So können Interessierte sich beispielsweise beim Besuch des Friedhofes die Gräberfelder nach und nach erschließen. Durch den Einsatz unterschiedlicher Methoden und Medien ist der Rundgang abwechslungsreich und verständlich gestaltet. Quellen und Methoden werden zudem kritisch eingeordnet. Dadurch sind die Inhalte ebenso geeignet für den Schulunterricht oder in Bildungsprojekten mit Jugendgruppen.

Der digitale Rundgang ist über die App Actionbound zugänglich, die kostenlos heruntergeladen und genutzt werden kann. Das konkrete Angebot zum Parkfriedhof Dinslaken kann dann durch das Scannen eines QR-Codes innerhalb der App Actionbound aufgerufen werden. Sobald die Wetterlage es zulässt, werden an den entsprechenden Orten auf dem Parkfriedhof Stelen mit diesem QR-Code aufgestellt. Bis dahin ist der Rundgang auch innerhalb der App über die Funktion „Bound finden“ auffindbar oder unter folgendem Link: https://actionbound.com/bound/ParkfriedhofDinslaken

Wir laden alle Interessierten ein, sich den digitalen Rundgang anzuschauen und anzuwenden. Wir danken allen Mitwirkenden und Unterstützenden, ohne die die Entwicklung dieser Stationen nicht möglich gewesen wäre.