Rheine. Bei dem folgenden Text handelt es sich um einen authentischen Einsatzbericht von Wilfried Hötzel, der zusammen mit weiteren Reservisten und Soldatinnen des Sanitätsregiments 4 aus Rheine die bekannte Kriegsgräberstätte am Monte Cassino in Italien gepflegt hat.
„Acht Reservisten der Kreisgruppe Steinfurt waren im Auftrag des Volksbundes zum Pflegeeinsatz auf der Kriegsgräberstätte in Cassino (I). Dabei wurden sie von vier Soldatinnen des Sanitätsregiments 4 aus Rheine unterstützt. Auf der Kriegsgräberstätte, die etwa 3 km nördlich von Cassino liegt und eine Größe von 7 ha hat sind über 20.100 Soldaten begraben. Manche von ihnen ohne Namen.
Wer den Ort Cassino verlässt, um die Kriegsgräberstätte zu besuchen, erblickt schon von weitem die flache Kuppel eines etwa 50 Meter hohen Hügels, die des Colle Marino, auf dessen südlichem Ausläufer sich die weitgedehnte Terrassenanlage erstreckt. Von 1959 bis 1964 wurde der Friedhof vom Volksbund errichtet.
Durch einen Seiteneingang betraten wir die Anlage. Empfangen wurden wir durch ein Hinweisschild „Achtung giftige Vipern [Schlangen]“. So etwas liest man auch nicht alle Tage.
Zuerst wurde der Friedhof besichtigt, der auf sieben Etagen angelegt ist. Auf der hohen Bergkuppe hat man hinter Zypressen einen weiten Blick auf das Tal. Danach erfolgte die Einweisung für die Arbeiten der nächsten Tage. Mit der Einweisung erfuhren wir, dass wir nicht in einer Kaserne essen, sondern uns selbst verpflegen müssen. Aber auch das Problem konnten wir wie die folgenden Herausforderungen lösen.
- Rasen mähen? Leichter gesagt als getan! - Auf den schrägen Feldern war das gar nicht so einfach.
- Kanten begradigen mit dem Freischneider und Gras mähen, so kurz wie möglich? - Wir sollten noch erkennen wie schnell das Gras hier wieder nachwuchs.
- Mit Laubbläsern die freien Flächen sowie Kreuze unter den Bäumen von Laub befreien und das Laub zu einem Sammelplatz bringen. - Es wurden mehrere Kubikmeter Laub.
- Reinigen der steinernen Gehwege und Treppenaufgängen sowie manch andere gärtnerische Tätigkeiten, wie trockenes Gestrüpp entfernen. - Bei der Hitze nicht immer so einfach, jeder war froh, wenn er den Schatten in seinem Gebiet erreichen konnte. So war Mineralwasser bei den Temperaturen ein kostbares Gut.
Neben den bereits beschriebenen Herausforderungen wurde aber auch das blutende Knie einer gestürzten Dame aus einer deutschen Besuchergruppe von den Sanitäterinnen des SanRgt 4 einmal fachmännisch verbunden.
Wenn man Cassino hört, denkt man unweigerlich an das im Jahre 530 gegründete Benediktinerkloster „Monte Cassino“. Von unserer Unterkunft hatte man an jedem Tag einen Blick auf den 516 Meter hohen Hügel mit dem Kloster. Somit war es für uns ein Muss das Kloster mit seiner wechselhaften Geschichte zu besuchen. Kurz vor seiner Zerstörung durch die Amerikaner im Zweiten Weltkrieg konnten die Schätze und Baupläne nach Rom in Sicherheit gebracht werden. Hier entwickelte sich eine der längsten Schlachten im Zweiten Weltkrieg. Die entsprechenden Kriegsgräberstätten geben Zeugnis davon.
Beeindruckend am Kloster war nicht nur die Sicht, sondern auch die Krypta und die ausgestellten Schätze des Klosters. Ein weiteres kulturelles Highlight war ein Besuch in Pompeji. Nicht nur um die Kultur des Landes zu sehen, sondern auch um etwas abschalten zu können, sind diese Besuche notwendig. Schließlich sahen wir bei der Arbeit häufig Gräber von Soldaten, die gerade mal 18 oder 20 Jahre alt geworden waren.
Am Ende des Einsatzes wurde ein Kranz bei einer Gedenkstunde niedergelegt und ein Gebet gesprochen. Mit dem Lied „Ich hatt‘ einen Kameraden“ ging die Veranstaltung zu Ende.
Ein letzter Blick über das Gelände des Friedhofes, das Tal und anschließend Verabschiedung bei den italienischen Mitarbeitenden.
Packen und am nächsten Tag um 6 Uhr zurück in die Heimat.“
Bericht und Fotos: Wilfried Hötzel