Meldungen aus dem Landesverband Nordrhein-Westfalen
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Erinnerungskultur im internationalen Vergleich

Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Verwaltung aus Nordrhein-Westfalen informieren sich auf Kriegsgräberstätten verschiedener Nationen

Die Reisegruppe auf der amerikanischen Kriegsgräberstätte Henri-Chapelle (II. Weltkrieg) Volksbund NRW

Ypern/Essen. Am 2. und 3. August 2023 erkundeten politische Vertreterinnen und Vertreter aus Nordrhein-Westfalen Kriegsgräberstätten beider Weltkriege verschiedener Nationen in Belgien und den Niederlanden. Dazu eingeladen hatten die Landesverbände des Technischen Hilfswerks und des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.

„Die hohe Anzahl an Gräbern und die Ausmaße der Friedhöfe hätte ich mir vorher nicht vorstellen können“, äußert sich eine Teilnehmerin, bestürzt von den Eindrücken, die sie während dieser Informationsfahrt gewinnen konnte. Die Reise führte die Abgeordneten von Bundestag und Landtag NRW, Landräte, Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, eine Regierungspräsidentin und einen Regierungspräsidenten zu Soldatenfriedhöfen und anderen Erinnerungsorten in den beiden westlichen Nachbarstaaten. 

Neben der in den Niederlanden gelegenen Kriegsgräberstätte Ysselsteyn mit fast 32.000 Gräbern des Zweiten Weltkrieges standen Friedhöfe des Ersten Weltkrieges in der belgischen Provinz Westflandern auf dem Programm. Dort besuchten die Teilnehmenden die Soldatenfriedhöfe Langemark, Tyne-Cot und Poperginge-Lijssenthoek. In Langemark haben über 45.000 deutsche Gefallene ihre letzte Ruhe gefunden, in Tyne-Cot und Lijssenthoek jeweils mehr als 10.000 Gefallene des Commonwealth. Ein Besuch des Museums „In Flanders Fields“ ordnete die Orte historisch ein. Die Gedenkzeremonie „Last Post“ am Menen-Tor in Ypern, die seit 1928 allabendlich stattfindet, zeigte die hohe Bedeutung, die dem Ersten Weltkrieg heute noch international beigemessen wird. Letzte Reise der Station dieses zweitägigen Kurztrips war der US-amerikanische Soldatenfriedhof Henri-Chapelle in Ostbelgien, wo fast 8.000 Gefallene des Zweiten Weltkrieges bestattet sind.

Der Geschäftsführer des Landesverbandes NRW, Stefan Schmidt, und die Koordinatorin der Bildungsarbeit des Landesverbandes, Astrid Wolters, vermittelten ergänzende Informationen zur Geschichte der Orte und zur pädagogischen Arbeit des Volksbundes. Der Landesbeauftragte des THW-Landesverbandes NRW, Nicolas Hefner, stellte die Arbeit des THW vor und erläuterte den Hintergrund der Kooperation beider Verbände: Beide haben ihre historischen Wurzeln in den Erfahrungen des Ersten Weltkrieges. 

Geleitet wurde die Reise vom Vorsitzenden des Volksbundes NRW, Thomas Kutschaty. Er bat die Reiseteilnehmerinnen und -teilnehmer sich für die Erhalt der Friedhöfe einzusetzen: „Kriegsgräberstätten sind wichtige europäische Erinnerungs- und Gedenkorte. Sie zeigen deutlich, wohin Nationalismus führen kann. Wir verzeichnen aktuell zunehmende nationalistische Tendenzen in Europa und bei uns in Deutschland. Deshalb ist es wichtig, diese Orte zu erhalten und sie möglichst vielen Menschen zu zeigen“, mahnte Kutschaty bei seinen Abschiedsworten.

Text und Fotos: Stefan Schmidt