Projekte aus dem Landesverband Nordrhein-Westfalen
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Kriegsgräberstätten in Dinslaken

Im Stadtgebiet von Dinslaken gibt es fünf Kriegsgräberstätten mit 983 Toten: Parkfriedhof (942 Tote), Friedhof in Eppinghoven (14 Tote), ev. Friedhof in Hiesfeld (16 Tote), kath. Friedhof in Lohberg (10 Tote) und ein Soldatengrab im Hünxer Wald.

Hier auf dem Parkfriedhof  befinden sich die Gräber von gefallenen oder ihren Verwundungen erlegenen Soldaten aus dem Ersten (1914-1918) und dem Zweiten Weltkrieg (1939-1945), Gräber von Bombenopfern, Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern aus dem Zweiten Weltkrieg, Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und ein Gräberfeld mit sogenannten „Märzgefallenen“ des Kapp-Putsches von 1920.

Dinslaken im Zweiten Weltkrieg

Während des Zweiten Weltkrieges wurden Teile der Kirchhellener Heide zur Anlage eines Feldflughafens enteignet; bereits 1940 wurde Dinslaken daraufhin Ziel alliierter Bombenangriffe. 1944 gehörten diese beinahe zum Alltag und fanden im Juni ihren vorläufigen Höhepunkt, als 130 Sprengbomben auf die Stadt fielen.

Am 23. März 1945 fand der große Angriff der alliierten Truppen auf Dinslaken statt. 511 Menschen, darunter auch 40 Zwangsarbeiter kamen dabei ums Leben.

Insgesamt kamen in Dinslaken während der sechs Jahre des Zweiten Weltkrieges 739 Zivilistinnen und Zivilisten und 165 Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter durch direkte Kriegseinwirkungen ums Leben. Die Gebäude der Stadt Dinslaken wurden zu mehr als 80 Prozent zerstört. (Quelle: Stadtarchiv Dinslaken)

Zwangsarbeit in Dinslaken

Über die Zahl der in Dinslaken zur Arbeit gezwungenen Zivilpersonen und Kriegsgefangenen können keine abschließenden Aussagen gemacht werden, zu unterschiedlich sind die Angaben. Offiziell waren 2365 ausländische Arbeiter in Dinslaken gemeldet. Hinzu kommen Kriegsgefangene und ca. zehn Lager, für die es keine Belegungszahlen gibt.

Außerdem gab es 3 000 italienische Militärinternierte, die 1945 im „Lager Palästina“ zusammengefasst wurden, um von dort aus in ihre Heimat gebracht zu werden.

Eine englische Quelle spricht nach Kriegsende von insgesamt 7 200 Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern. Sie kamen aus der Sowjetunion (vielfach aus der Ukraine), Ungarn, Kroatien, Jugoslawien, Bulgarien, Frankreich, Belgien (vor allem aus Lüttich) und England.

Eingesetzt wurden sie im Bergbau (Zeche Lohberg), in der Schwerindustrie („Thyssen-lager“), in der gewerblichen Wirtschaft, aber auch in Krankenhäusern, Gärtnereien, der Landwirtschaft und in privaten Haushalten.

Es gab West- und Ostarbeiterlager, Straflager, Internierungslager, Arbeitserziehungslager, Kriegsgefangenenlager (viele kamen aus Hemer, Stalag VI A) und Lager in Gaststätten. (Quellen: Nationalsozialismus in Dinslaken und seine Nachwirkungen, Essen 2008. Darin: Dieter Oelschlägel, Zwangsarbeit in Dinslaken)

Schicksal jüdischer Bürger

Bereits vor 1350 gab es Bürger jüdischen Glaubens in Dinslaken, die ab 1722  einen eigenen Friedhof am Rande der Stadt anlegten. Juden aus Dinslaken nahmen auf deutscher Seite an den Kriegen 1866 gegen Österreich, 1870/ 71 gegen Frankreich und am Ersten Weltkrieg 1914-1918 teil.

In den 1920er Jahren erfolgte die Verlegung des jüdischen Friedhofes zum Parkfriedhof.

1932 lebten offiziell 234 Juden in Dinslaken, 1937 nur noch 148, 1942 gab es keine jüdischen Bürger mehr in Dinslaken.

In der Reichspogromnacht am 9. November 1938 wurden die Synagoge, das jüdische Waisenhaus wie auch Geschäfte und Wohnhäuser jüdischer Bürger in Brand gesetzt und zerstört. Das Schicksal von 35 Waisenkindern, die am 10. November mit einem ihrer Lehrer und Erzieher über Köln nach Westen deportiert worden sind, ist bis heute teilweise ungeklärt. Ein Gedenkstein erinnert an die damaligen Ereignisse. Die Skulptur des Dinslakener Künstlers Alfred Grimm, in der Nähe des Rathauses, erinnert an den „Judenzug der Kinder“.

Juden aus Dinslaken fanden in Konzentrations- und Vernichtungslagern der national-sozialistischen Gewaltherrschaft den Tod, u. a. in Dachau, Theresienstadt, Sachsenhausen, Litzmannstadt (Lodz), Ravensbrück, Stutthof, Minsk, Maidanek, Riga, Izbica und Auschwitz, Sobibor und viele andere mehr. Nur wenige überlebten. (Quellen: Leben und Untergang der Synagogengemeinde Dinslaken, Kurt Tohermes und Jürgen Grafen. Dinslaken 1988; Stadtarchiv Dinslaken)

Auf dem jüdischen Teil des Parkfriedhofes finden wir das Grab von Dr. Richard Salmon, geboren 06.08.1894, gestorben 13.11.1938. Dr. Salmon war Kaufmann in Dinslaken. Er und seine Frau flohen am 3. Dezember 1935 nach Essen. Im November 1938 wurden sie an der niederländischen Grenze aufgegriffen. Seine Frau Berta gab weinend bei der Dinslakener Polizei an: (Zitat)„ Mein Mann ist tot! Nachdem er von Gestapoleuten misshandelt wurde, starb er in einer Gefängniszelle nahe der Grenze!“ Hierauf machte der anwesende Polizeibeamte die leise Bemerkung: “Sie meinen gestorben worden!“ (Zitat Ende) Berta Salmon erreichte noch eine Beerdigung auf dem jüdischen Friedhof, bei der es allerdings keinem Juden erlaubt war, anwesend zu sein. Berta Salmon selbst wurde deportiert und kam in Minsk ums Leben. (Quelle: Yitzhak Sophoni Herz, Fast 50 Jahre sind vergessen. Kristallnacht in Dinslaken am 10. November 1938)

Das Schicksal von Dr. Richard und Berta Salmon steht stellvertretend für das Tausender anderer, die Opfer der Gewaltherrschaft wurden.

Das Soldatengrab im Oberlohberger Wald

Ein Fußweg führt vom Anfang des Keilerweges (Stadtgebiet Hünxe) ca. 500 m in den Wald zum Grab von Bruno Brusten, geboren am 6. Oktober 1918 in Köln, gefallen am 27. März 1945. Das Grab ist in der amtlichen Gräberliste erfasst und bleibt dauernd bestehen.

Am Grab informiert eine Tafel über das Schicksal des Gefallenen. Die Pflege des Grabes haben Bürgerinnen und Bürger der Grafschaft Oberlohberg übernommen.

Die „März-Gefallenen“ von 1920

„Kaum ein Landstrich an Rhein und Ruhr stand während der Bürgerkriegstage im Frühjahr 1920 so stark im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses wie der Raum Dinslaken-Wesel.“,

heißt es in dem u. a. Buch. Der Ortsteil Lohberg mit seiner Zeche wurde Ausgangspunkt  erbitterter Kämpfe zwischen Rotarmisten und Regierungstruppen, in deren Verlauf der Zechendirektor Heinrich Sebold ermordet wurde. Lohberg eskalierte zur „Hochburg des Kommunismus“, zum „Roten Lohberg“. 130 Tote soll es gegeben haben.

Männer des Roten Kreuzes begruben die Toten von Lohberg. Gräber in Hünxe, Bruck-hausen und hier auf dem Parkfriedhof mit dem Grabmal für 20 Opfer des Aufstandes erinnern an das Geschehen. (Quelle: Der Aufstand. Michael Dahlmanns. Dinslaken 1988)

Die Kriegsgräberstätte wurde am 23. März 1952 eingeweiht.