Projekte aus dem Landesverband Nordrhein-Westfalen
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Kriegsgräberstätten in Gelsenkirchen

Auf 6 Kriegsgräberstätten im Stadtgebiet von Gelsenkirchen ruhen insgesamt 5.701 Tote aus beiden Weltkriegen. Die größten Kriegsgräberstätten befinden sich auf dem Hauptfriedhof in Buer -1.516 Tote - und auf dem Friedhof in Horst-Süd - 1.706 Tote.

Auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkrieges starben mehr als 7.300 Bürger aus den Vorläufergemeinden der heutigen Stadt Gelsenkirchen. Nur ein Teil der toten Soldaten wurde in den Heimatorten bestattet.

Im Zweiten Weltkrieg verloren etwa 11.000 Wehrmachtsangehörige aus Gelsenkirchen ihr Leben. Ihre Gräber finden sich überwiegend in der Nähe der Schauplätze des Krieges. Nur ein Teil der toten Soldaten hat ein Grab in der Heimatstadt.

Als eine der Waffenschmieden des „Dritten Reiches“ wurde das Ruhrgebiet und damit auch Gelsenkirchen insbesondere ab 1942/ 43 Ziel zahlreicher Luftangriffe.

Allein 518 Menschen starben am 6. November 1944. Insgesamt kamen während des Zweiten Weltkrieges 3.038 Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchener bei 184 Bombenangriffen um.

Auch in Gelsenkirchen zählten die jüdischen Bürgerinnen und Bürger zu den Opfern nationalsozialistischer Gewaltherrschaft. Mehr als die Hälfte von ihnen wurde während des „Dritten Reiches“ ermordet. Die in Gelsenkirchen lebenden Sinti und Roma wurden Opfer des Rassismus und im März 1943 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert.

Während des Zweiten Weltkrieges wurden in Gelsenkirchen Arbeitskräfte und Kriegsgefangene aus den besetzten Ländern zur Zwangsarbeit eingesetzt. Menschen aus Frankreich, Belgien, den Niederlanden, aus Luxemburg, Italien, Polen, Jugoslawien, Ungarn, Rumänien, Bulgarien und in der Mehrzahl aus der Sowjetunion mussten - unterteilt in unterschiedliche Kategorien - in etwa 80 Zivilarbeits- und rund 70 Kriegsgefangenenlagern leben und in der kriegswichtigen Industrie Gelsenkirchens Zwangsarbeit verrichten. Viele von ihnen starben an Entkräftung, Unterernährung oder wurden Opfer der Arbeitsbedingungen und von Folter und Mord. Auf den Friedhöfen in Gelsenkirchen sind etwa 3.500 Zwangsarbeiter bestattet. In Gelsenkirchen-Horst bestand von Juli bis September 1944 ein Außenlager des KZ  Buchenwald.

In der Stadt Gelsenkirchen, die besonders von der Arbeiterschaft der Montanindustrie und ihren verschiedenen politischen Bewegungen geprägt wurde, erinnern auch Mahnmale an die lokalen Opfer großer politischer Auseinandersetzungen um Demokratie in Deutschland. Im Stadtgarten Gelsenkirchen steht ein 1951 errichtetes Mahnmal für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.

„Zerstampft des Unrechts Drachensaat. Zerstört den Hass von Staat zu Staat. Versenkt die Waffen in Gewässern. Dann wird im Friedenssonnenschein die ganze Welt uns Heimat sein!“

Inschrift Mahnmal

Hauptfriedhof in Buer

Der Hauptfriedhof ist Teil des Buerschen Grüngürtels. Die Gräber der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft sind hier auch in die anspruchsvolle Gestaltung der Gesamtanlage integriert.

Für die Gräber von Soldaten der beiden Weltkriege besteht eine Kriegsgräber-Ehrenanlage. Zunächst wurden auf diesem Friedhof Gräber für Gefallene des Ersten Weltkrieges geschaffen. Diese Anlage wurde dann für die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges erweitert.

Auch die Toten aus der Zeit der französisch-belgischen Ruhrbesetzung, dem so genannten Ruhrkampf, sind hier beigesetzt. Es ruhen hier auch Tote, die an den Folgen des Ersten Weltkrieges Jahre später verstarben. 1953 entstand die heutige Ehrenanlage für die Gefallenen beider Weltkriege mit dem großen Steinkreuz.

Eine große Kriegsgräberstätte in Form eines lateinischen Kreuzes für die zivilen Bombenopfer des Zweiten Weltkrieges ist seit 1964 mit der Skulptur „Trauer und Trost“ von J. Röver ausgestattet. Dort sind 740 Opfer von Luftangriffen bestattet.

Hier befinden sich 204 Gräber von Zwangsarbeitern, die in Gelsenkirchen umgekommen sind. Sie kamen aus der Sowjetunion, Polen, Frankreich, Belgien, den Niederlanden, dem ehemaligen Jugoslawien, einige sind unbekannt. Eine Stele in kyrillischer Schrift erinnert an die Toten aus der Sowjetunion.

In dieser Gräberanlage sind 60 sowjetische Kriegsgefangene bestattet, die infolge des Bombenangriffs vom 13. Juni 1944 umgekommen sind.

In Form eines so genannten Antoniuskreuzes ist eine Begräbnisstätte für vier Bueraner Bürger angelegt, die in den Nachkriegswirren am 14. Januar 1919 bei Schießerein zwischen verschiedenen Teilen der Arbeiterschaft und Militäreinheiten umgekommen sind.

Friedhof in Horst-Süd

Auf dem Friedhof Horst-Süd findet sich ein Ehrenmal mit Grabstätten für 22 Soldaten des Ersten Weltkrieges. Der Gedenkstein aus der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg  erinnert in der damals üblichen Weise an die Toten.

Auf weiteren Gräberfeldern sind 36 deutsche Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg beigesetzt.

Wegen der in Horst bestehenden kriegswichtigen Industrien, insbesondere des Hydrierwerks Gelsenberg, wurde Horst während des Zweiten Weltkrieges mehrfach Ziel schwerer Luftangriffe. Für die Horster Opfer von Bombenangriffen besteht eine Ehrenstätte mit 60 Gräbern.

Schon während des Zweiten Weltkrieges wurden auf dem Horster Friedhof auch Gräberfelder angelegt, auf denen ausschließlich sowjetische Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene beerdigt wurden. Seit der frühen Nachkriegszeit steht ein quaderförmiger Gedenkstein mit kyrillischer Inschrift auf dem Gräberfeld, wo 884 umgekommene Sowjetbürger beigesetzt sind.

Ein weiteres Mahnmal, das 1920 von der Horster Arbeiterschaft errichtet worden war, erinnert an die während der Auseinandersetzungen um die Abwehr des Kapp-Lüttwitz-Putschs von Freikorps-Ermordeten, die z. T. standrechtlich erschossen worden waren. Dieses Mahnmal wurde während des „Dritten Reiches“ zerstört.

Es wurde 1947/48 vom „Komitee ehemaliger politischer Gefangenen und Konzentrationäre“ in veränderter Form wieder errichtet. Nunmehr sind auf dem großen Gedenkstein auf der rechten Seite zusätzlich Opfer der rassischen Verfolgung - die jüdische Familie Kaufmann - und Opfer des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus, insbesondere aus einer kommunistischen Wider-standsgruppe, genannt.

Ein Mahnmal aus dem Jahr 1948 steht am Grab der etwa 150 ungarischen Jüdinnen aus dem Außenlager des KZ Buchenwald in Gelsenkirchen-Horst. Die Frauen, die bei dem damaligen Hydrierwerk Gelsenberg Zwangsarbeit verrichten mussten, waren bei der Bombardierung des Werkes am 11. September 1944 nicht zuletzt deshalb umgekommen, weil ihnen der Zutritt zu Bunkern und  Schutzgräben verboten war. Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus wurden die sterblichen Überreste, die zunächst auf dem Gelände des Lagers verscharrt  worden waren, an der heutigen Stelle beigesetzt. Eine Inschrift in deutscher und hebräischer Sprache auf dem Gedenkstein erinnert an die getöteten Frauen.

Gräber von Opfern nationalsozialistischer Gewaltherrschaft in Gelsenkirchen - Horst

Das Mahnmal erinnert an etwa 150 ungarischen Jüdinnen aus dem damaligen ungarisch-rumänischen Grenzbereich, die in einem Außenlager des KZ Buchenwald in Gelsenkirchen-Horst untergebracht waren. Die Mädchen und Frauen, die bei dem damaligen Hydrierwerk der Gelsenberg AG Zwangsarbeit verrichten mussten, kamen bei der Bombardierung des Werkes am 11. September 1944 nicht zuletzt deshalb ums Leben, weil ihnen der Zutritt zu Bunkern und Schutzgräben verboten war.

Die sterblichen Überreste wurden zunächst auf dem Gelände des Lagers verscharrt.

Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus wurde dort am 14. Juli 1948 durch das jüdische Hilfskomitees, zusammen mit Vertretern der Jewish Relief Unit und des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden sowie mit Vertretern der Stadt Gelsenkirchen, der Landesregierung, der Verfolgtenverbände und anderer gesellschaftlicher Gruppen, ein Gedenkstein aufgestellt.

Als das Werk Gelsenberg zu Beginn der 1950er Jahre zur Erdölraffinerie um- und ausgebaut wurde, verlagerte man das Mahnmal, und die sterblichen Überreste der jüdischen Frauen wurden auf den Friedhof in Horst-Süd umgebettet.

Eine Inschrift in deutscher und hebräischer Sprache auf dem Gedenkstein erinnert an die getöteten Frauen.

Mittlerweile konnten Namen und Daten von 140 jener umgekommenen Mädchen und Frauen ausfindig gemacht werden:

Seit 1964 erinnert man in Gelsenkirchen alljährlich an die furchtbaren Geschehnisse der „Reichspogromnacht“ vom 9./10. November 1938 als ein zentrales Ereignis im Verlauf der Verfolgung und Ermordung jüdischer Menschen. In vielen Jahren wurde Anfang September auch der in Gelsenkirchen-Horst umgekommenen ungarischen Zwangsarbeiterinnen gedacht.

Am 9. November 2003 übergab der Oberbürgermeister der Stadt Gelsenkirchen, Oliver Wittke, im Rahmen einer Gedenkfeier der „Demokratischen Initiative gegen Diskriminierung und Gewalt, für Menschenrechte und Demokratie - Gelsenkirchen“ die Informationstafel, die den bislang anonymen Opfern wieder einen Namen gibt, der Öffentlichkeit.